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Mehr als 2.000 Tote

Österreicher berichtet von Marokko-Beben: ''Schreie und absolute Panik''

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Bei einem schweren Erdbeben in Marokko sind am späten Freitagabend (Ortszeit) mehr als 2.000 Menschen ums Leben gekommen. Galerist Helmut Reinisch befindet sich gerade beruflich in Marrakesch und schilderte gegenüber oe24 die schrecklichen Ereignisse.

Mehr als 2.000 Menschen starben bei dem verheerenden Erdbeben in Marokko vergangene Nacht. Mindestens 1.832 Menschen wurden verletzt. Das Beben ließ Gebäude einstürzen und zerstörte berühmte historische Denkmäler. Auch in der Altstadt von Marrakesch sind die Schäden groß. Helmut Reinisch, Galerist von "Reinisch Contemporary", erlebte das Beben mit. Er ist seit ein paar Tagen beruflich in Marrakesch – oe24.TV erreichte ihn für ein Interview. 

Reinisch erzählt, wie er vom Beben aus dem Schlaf gerissen wurde und seinen Augen nicht traute – "biegen sich die Wände, oder was ist los?", dachte er sich in den ersten Schreckmomenten des Bebens. "Ich habe sofort gemerkt, es muss ein heftiges Erdbeben sein. Draußen waren schon laute Schreie", beschreibt er die schrecklichen Szenen. In einem ersten Moment dachte er sich "wie komme ich da raus? Was kann ich machen? Auf den Balkon springen oder vor die Tür?", erinnert er sich. "Die Leute haben in absoluter Panik die Häuser verlassen und sind raus."

Reinisch: "Schreie und Staub in der Luft"

"Aber dann war es irgendwann vorbei", erzählt Reinisch. Auf der Dachterrasse sieht er direkt nach dem schweren Beben einen "Nebelhimmel voller Staub", weil Wände eingebrochen waren. Die Stimmung beschreibt der Galerist als "ganz eigenartig, voller Schreie und Staub in der Luft."

Auf den Straßen waren anständige Mauerbrocken und "Steine in Fußballgröße". "Die Leute warteten auf einem offenen Platz ab und übernachteten auf der Straße. Es war absolute Panik und absoluter Stillstand", schildert Reinisch. "Auch die Einheimischen haben so ein Beben noch nie erlebt. Sie hatten nur Angst: Jetzt bricht das Haus zusammen."

Schließlich hatten viele Menschen Angst, dass noch Schlimmeres passiert. Die Polizei ging herum und sagte den Menschen vorerst nicht in die Häuser zu gehen.

Keine Österreicher verletzt

Österreicherinnen und Österreicher seien nach bisherigem Wissensstand nicht verletzt worden, teilte das Außenministerium am Samstagvormittag auf APA-Anfrage mit. Aktuell seien rund 60 Personen reiseregistriert, hieß es. Laut Ministerium befinden sich aktuell rund 215 Auslandsösterreicherinnen und Auslandsösterreicher in Marokko. "Sie wurden noch in der Nacht per SMS und Email kontaktiert und werden aktuell von der Botschaft durchgerufen", sagte eine Sprecherin. In diesem Zusammenhang verwies das Ministerium auch auf den Bereitschaftsdienst (+43 90115 4411), der rund um die Uhr erreichbar sei. Der Flughafen in Marrakesch funktioniere derzeit normal und es gebe genügend Flüge, um zurück nach Österreich zu kommen, teilte das Außenministerium mit.

Schweres Erdbeben in Marokko
© AFP/APA
× Schweres Erdbeben in Marokko

Das österreichische Rote Kreuz rief am Samstag zu Spenden für die Erdbebenregion auf. "Verletzte und Menschen, die alles verloren haben, brauchen jetzt rasch Hilfe", appellierte Präsident Gerald Schöpfer. Der marokkanische Rote Halbmond unterstütze bereits mit Erster Hilfe, Psychosozialer Betreuung und mit Evakuierungs- und Transportmaßnahmen, hieß es in einer Aussendung. Ärzte ohne Grenzen betonte am Samstag in einer Mitteilung, man sei bereits in Absprache mit den lokalen Behörden, um erste Teams in die Region zu senden.

Schweres Erdbeben in Marokko
© AFP/APA
× Schweres Erdbeben in Marokko

Schweres Erdbeben in Marokko
© AFP/APA
× Schweres Erdbeben in Marokko

Spendenaufrufe kamen ebenfalls von den beiden NGOS Care-Österreich sowie "Jugend Eine Welt". "Die humanitäre Situation verschlechtert sich zunehmend. Die Familien benötigen nun am dringendsten Wasser, Nahrung, Hygieneartikel, Gesundheitsversorgung und eine sichere Unterkunft", sagte Care-Geschäftsführerin Andrea Barschdorf-Hager.

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