Mehr als 135 Tote und 5.000 Verletzte nach der massiven Detonation. Eine Rotkreuz-Helferin und Entwicklungshelfer berichten, wie sie die Katastrophe im Libanon erlebten.
Die Steirerin Lisa Taschler arbeitet seit Längerem als Delegierte für das österreichische Rote Kreuz im Libanon. Sie war im Einsatz, als es zu den Detonationen kam – und Gott sei Dank nicht in ihrer Wohnung, die unweit des Epizentrums liegt: „Es war wie ein Erdbeben“, sagte die 33-jährige Helferin zu ÖSTERREICH. „Überall sind Glasscherben und ganze Türen herumgeflogen, Mauern stürzten ein.“
Die Schäden seien immens. „Man kann sich das kaum vorstellen, es gibt wahnsinnig viele Verletzte“, schildert die Rotkreuz-Helferin. Der Rettungsdienst sei voll im Einsatz, Ambulanz-Teams aus dem gesamten Land wurden in Beirut zusammengezogen.
Lisa Taschler: „Um Verletzte versorgen zu können, wurden zwei Krankenstationen aufgebaut, da die örtlichen Krankenhäuser hoffnungslos überlastet sind. Die Situation war schon vor dieser Katastrophe wegen der wirtschaftlichen Probleme und nicht zuletzt wegen Corona verheerend.“ Das libanesische Rote Kreuz habe jetzt zu Blutspenden aufgerufen, weil Blutkonserven dringend benötigt würden. Schon zu normalen Zeiten seien die Blutreserven des Landes sehr gering.
Waldviertler: "Dachten an einen Luftangriff"
Auch ein Niederösterreicher war während der Explosionen in Beirut. Der 32-jährige Entwicklungshelfer verbrachte den Tag gemeinsam mit seiner einheimischen Verlobten in der Stadt: „Wir haben zuerst an eine Art Luftangriff gedacht“, sagte er. Mit der Lebensgefährtin flüchtete der Waldviertler von der Wohnung in den Keller der Wohnhausanlage. Dank Handy-Videos wurde den beiden schnell klar, dass es sich nicht um einen Angriff, sondern um eine Explosion handelte. Der Niederösterreicher und seine zukünftige Frau weilen jetzt bei den Schwiegereltern am Land.