Auftragsmord in Brasilien

Politikerin lässt Ehemann von eigenen Kindern ermorden

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Weil aus religiösen Gründen eine Scheidung für sie nicht infrage kam, hetzte die brasilianische Parlamentsabgeordnete Flordelis dos Santos ihre eigenen Kinder als Auftragskiller auf ihren Ehemann an.

Rio de Janeiro (Brasilien). Die brasilianische Parlamentsabgeordnete und evangelikale Pastorin Flordelis dos Santos steht laut Staatsanwaltschaft unter dringendem Tatverdacht ihren Ehemann ermorden haben zu lassen. Die Brasilianerin soll mindestens sechs Mal versucht haben ihren Mann zu vergiften, zwei Mal beauftragte sie ihre Kinder als Killer. Im Jahr 2019 wurde ihr Ehemann Anderson do Carmo im Kugelhagel durch rund 30 Kugeln getötet. Das Paar galt als Aushängeschild für die evangelikale Bewegung in Brasilien. Neben ihren vier leiblichen Kindern adoptierten das Paar 50 Straßenkinder aus den Favelas von Rio de Janeiro.

Ersten Informationen aus Ermittlerkreisen zufolge soll das Paar immer wieder über Geld gestritten haben. Do Carmo soll seine Frau daran gehindert haben, ihren Lieblingskindern eine "gesonderte Behandlung" zukommen zu lassen. Daraufhin versuchte die Politikerin ihrem Mann Arsen unterzumischen. Der Gift-Anschlag schlug jedoch fehl, weswegen Dos Santos ihre Kinder auf ihren Gatten ansetzte. Laut Berichten der brasilianischen Zeitung "A Gazeta" heißt es im Chat-Verlauf zwischen der Politikerin und einem ihrer Söhne: "Was soll ich machen? Mich trennen kann ich nicht, weil ich sonst den Namen Gottes beschmutzen würde." "Mit anderen Worten: In dieser krummen Logik war der Mord für sie weniger skandalös", kommentierte Staatsanwalt Sergio Lopes Pereira die Causa.

Einer ihrer leiblichen Söhne soll do Carmo schließlich in der Garage des Paares in einem Vorort Rio de Janeiros erschossen haben. Einer ihrer Adoptivsöhne besorgte die Tatwaffe. Beide befinden sich seit nunmehr einem Jahr in Haft. Die Staatsanwaltschaft klagte neben Flordelis dos Santos noch zehn weitere Verdächtige an. Die Abgeordnete kann allerdings erst dann verhaftet werden, wenn das brasilianische Parlament ihre Immunität aufhebt.

Dos Santos soll den Auftragsmord wie einen missglückten Raubüberfall aussehen lassen wollen. Die leitenden Ermittler werfen der Politikerin vor, "dass ihr ganzes Bild von Altruismus und Moral nur ein Mittel war, um eine finanzielle und politische Position zu erreichen". Der Anwalt von dos Santos erklärte hingegen, dass seine Mandantin "sehr verärgert" über die Vorwürfe und "unschuldig" wäre. "Sie hat dieses grausame Verbrechen nie angeordnet", so der Jurist.

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