Kapitänin schildert Drama am Schiff

Retterin Rackete: 'Salvini bricht Menschenrechte'

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In Interview berichtet die Kapitänin über die dramatischen Zustände auf dem Rettungsschiff „Sea-Watch“.

Für die einen ist Carola Rackete eine Heldin, weil sie 53 Flüchtlinge im Mittelmeer rettete und ans Festland brachte. Für die anderen ist sie eine Gesetzesbrecherin. Im Spiegel sprach sie über die Tage an Bord der „Sea-Watch 3“.

SPIEGEL: Heldin oder Feindbild. Wie sehen Sie Ihre Rolle?

Carola Rackete: Mich hat überrascht, wie persönlich es geworden ist. Es sollte um die Sache gehen. Um das Versagen der EU, die Geretteten gerecht aufzuteilen, nicht um Einzelpersonen wie mich.

SPIEGEL: Wie war die Lage auf dem Rettungsschiff?

Rackete: Jeden Tag wurde die medizinische und hygienische Situation schlimmer. Alles schien ausweglos. Einige an Bord hatten den Ärzten von früheren Suizidversuchen erzählt. Wir haben die Wachen verstärkt, damit sich niemand etwas antut. Am Ende waren wir nur noch verzweifelt. Ich wollte nicht in den Hafen fahren, ich wollte dieses Gesetz nicht brechen. Aber ich konnte die Sicherheit an Bord nicht garantieren.

SPIEGEL: Was würden Sie Italiens Salvini gern sagen?

Rackete: Seine Politik verstößt gegen Menschenrechte. Seine Art, sich auszudrücken, ist respektlos, für einen Spitzenpolitiker ist das nicht angemessen.

SPIEGEL: Würden Sie es wieder machen?

Rackete: Wenn die Vorwürfe gegen mich fallengelassen werden, würde ich wieder fahren.

Nächstes Schiff in Lampedusa

Am Samstagnachmittag lief das Rettungsschiff „Alex“ trotz des Verbots in den Hafen von Lampedusa ein. Die italienische Hilfsorganisation Mediterranea hatte zuvor angesichts der unerträglichen Gesundheits- und Hygienesituation an Bord den „Notstand“ erklärt. Rund 60 Menschen, darunter 41 Gerettete, befänden sich auf dem für 18 Personen ausgelegten Motorsegler. Auch das Schiff „Alan Kurdi“ mit 65 Migranten an Bord liegt vor Italien. Deutschlands Innenminister Horst Seehofer bot an, „einen Teil der aus Seenot Geretteten aufzunehmen“.

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