Katyn-Massenmord

Russland verurteilt Massaker an Polen

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Russland hofft nun auf einen Neubeginn in den Beziehungen.

70 Jahre nach dem Massaker an Tausenden Polen in dem westrussischen Ort Katyn hat erstmals auch die Staatsduma in Moskau den Massenmord offiziell verurteilt. Anders als von der sowjetischen Propaganda lange behauptet, trage das Regime um Diktator Josef Stalin und nicht Nazi-Deutschland die Verantwortung für die Tragödie. So heißt es in einer Erklärung, die am Freitag gegen die Stimmen der Kommunisten verabschiedet wurde.

Der Schritt gilt vor einem Warschau-Besuch von Russlands Präsident Dmitri Medwedew als weitere Versöhnungsgeste im russisch-polnischen Verhältnis. Sowjetpräsident Michail Gorbatschow hatte 1990 offiziell Moskaus Schuld eingeräumt.

Russland muss sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen
Der Menschenrechtsbeauftragte des Kreml, Michail Fedotow, kündigte unterdessen eine offizielle Verurteilung des Stalin-Regimes an. "Wir sitzen aber nicht Gericht über Stalin und nicht über das sowjetische Innenministerium NKWD, sondern über das gesamte damalige totalitäre Regime", sagte Fedotow nach Angaben der Agentur Interfax. Russland müsse sich "wie zum Beispiel Deutschland" mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen, sagte der Berater von Präsident Medwedew.

Russland reicht Polen freundschaftlich die Hand
Die Staatsduma betonte, dass die russischen Abgeordneten nach den Kränkungen und dem Misstrauen der Vergangenheit nun Polen die Hand der Freundschaft reichen wollten. Man hoffe auf einen Neubeginn in den Beziehungen. Russische Bürgerrechtler begrüßten den Schritt.

Katyn: 22 Polen niedergemetzelt
In Katyn und anderen Orten waren 1940 rund 22 000 polnische Soldaten; Polizisten, Zivilisten und Intellekutelle auf Stalins Befehl hingerichtet und verscharrt worden. Medwedew hatte zuletzt mehrere Dokumente über Katyn an Warschau übergeben. Der tragische Tod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski bei einem Flugzeugabsturz am 10. April in Westrussland vor einer Gedenkfeier für die Opfer von Katyn hatte beide Länder nach langer Eiszeit einander wieder näher gebracht.

Die Massengräber wurden von den deutschen Truppen nach dem Angriff auf die Sowjetunion beim Vormarsch auf Moskau im Herbst 1941 entdeckt. Die sowjetische Propaganda schrieb die Morde jahrelang Hitler und der deutschen Armee zu. Jedem, der die Wahrheit sagte, drohten harsche Gefängnisstrafen. Erst 1990 räumte die Regierung in Moskau ein, dass die gefürchtete Geheimpolizei von Stalin für das Verbrechen verantwortlich war.

Das Massaker von Katyn hatte die russisch-polnischen Beziehungen lange Zeit belastet. Der russische Präsident Dmitri Medwedew besucht Polen Anfang Dezember.

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