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Schock-Video aus China geschmuggelt:

Hier warten muslimische Uiguren auf Abtransport

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Uigurische Flüchtlinge: Abgeschnitten von der Familie in der Heimat.

Die muslimische Minderheit der Uiguren klagt schon seit Jahrzehnten über Diskriminierung durch die Regierung in Peking. Nach einer Zunahme von Attacken auf Polizeiwachen, Behörden und ethnische Han-Chinesen in Xinjiang verschärfte die kommunistische Führung die Repression und ließ mehr als eine Million Uiguren und andere Muslime in Umerziehungslager stecken, um sie zur Aufgabe ihrer Kultur und Religion zu zwingen.

Obwohl es dank Facebook und Whatsapp noch nie so einfach war, über Grenzen hinweg zu kommunizieren, fühlen sich die Uiguren völlig abgeschnitten. "Es ist unmöglich, irgendeine Nachricht zu schicken", erklärt der uigurische Ökonom Burhan Saiti, der an einer Istanbuler Universität unterrichtet. "Wenn wir unsere Verwandten zu kontaktieren versuchen, verschleppt die chinesische Regierung sie in ein Konzentrationslager."

Auf Twitter und YouTube wurde kürzlich das Überwachungsvideo einer Zugstation in der chinesischen Provinz Xinjiang veröffentlicht. Es zeigt etwa 300 bis 400 gefesselte, kahl geschorene Uiguren, denen die Augen verbunden wurden und die an einer Zugstation von ebenso vielen Polizisten für den Abtransport vorbereitet werden.

Gegenüber dem Sender Sky News erklärten europäische Sicherheitskreise, das Video sei authentisch und bereits früher im Jahr aufgenommen worden. Zudem zeige es keinen einmaligen Vorgang; die Art, wie diese Gefangenen bewegt werden, sei "typisch" für die Volksrepublik.

Auch viele Uiguren aus der Türkei wurden in den vergangenen Jahren bei Reisen in die Heimat festgenommen. Ihre Kinder sind nun allein in Istanbul gestrandet. "Wir haben viele Kinder, die ihre Eltern verloren haben. Sie sind in der Heimat in Lagern oder können nicht in die Türkei zurückkehren", sagt Semerjan Saidi, der in Sefaköy einen Kampfsportclub für uigurische Kinder und Jugendliche betreibt.
 
Wie viele andere Uiguren im Ausland hat Saidi nichts von seiner Familie gehört, seitdem sie ihn vor einigen Jahren bat, den Kontakt abzubrechen. In dieser Situation helfe ihm der Austausch mit anderen Uiguren, die in ähnlicher Lage seien, sagt der 31-Jährige, während er Kindern beim Kickbox-Training zuschaut. "Weil alle Leute um mich herum keinen Kontakt zu ihren Familien haben, bringt es uns zusammen."
 

Türkei kritisiert Verfolgung

Die Türken fühlen sich traditionell den Uiguren durch ihre Kultur und Religion verbunden. Als es noch möglich war, flohen viele Uiguren an den Bosporus. Im Februar äußerte die Türkei als erstes und bisher einziges muslimisches Land scharfe Kritik an der Verfolgung der Uiguren. Nach einer Warnung Pekings, die Wirtschaftsbeziehungen nicht zu gefährden, verfiel die türkische Regierung aber wieder in Schweigen.
 
Viele der Uiguren in Istanbul hatten gehofft, ihre Familien nachholen zu können, doch stattdessen haben sie nun nicht einmal mehr Kontakt. Der 46-jährige Mahmoud Tavekul etwa wollte eigentlich seine Frau und vier Kinder nachholen, als er 2014 seine Heimatstadt Kaschgar verließ, nachdem sein Bruder wegen Separatismus verurteilt worden war. Doch das Letzte, was er 2016 hörte, war, dass seine Frau in einem Lager sei.
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