Studie zeigt:

Sozialhilfe zieht Migranten an

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Ein Forscherteam aus Princeton hat es nun am Beispiel Dänemark untersucht und Überraschendes beobachtet.

Immer wieder taucht eine These in Debatten über Zuwanderung auf, nämlich dass sich viele Migranten nur deshalb auf den Weg nach Europa machen, weil sie hier hohe Sozialleistungen bekommen. Bisher zeigten viele Studien aber nur eine geringe Magnetwirkung dieser "Pull-Faktoren" eines Sozialstaates auf. Ein Arbeitspapier einer neuen Untersuchung der Forschergruppe um den Princeton-Ökonomen Henrik Kleven zeigt nun aber anhand des Beispiels Dänemark, dass Transferleistungen sehr wohl etwas mit Zuwanderung zu tun haben.

In Dänemark seien Jahr für Jahr deutlich weniger Menschen aus Ländern außerhalb der EU eingewandert, seit die dänische Regierung Leistungen speziell für Migranten aus dieser Gruppe gekürzt hat. Mit der Kürzung der Sozialleistungen für Nicht-EU-Ausländer im Jahr 2002 ging die Nettoeinwanderung aus dieser Einwanderungsgruppe im Vergleich zu den durchschnittlichen jährlichen Migrationsbewegungen vor der Gesetzesänderung um 5.000 Personen im Jahr zurück.

Die Studie merkt an, dass die Einwanderungszahlen wieder stiegen, als die Mitte-links-Regierung das Gesetz wieder zurückdrehte – und zwar fast in der gleichen Höhe, wie sie zuvor zurückgegangen waren.

OECD kritisiert diese These

Thomas Liebig, Migrationsexperte der Industriestaatenorganisation OECD, verweist darauf, dass die erwähnten Kürzungen bei der Sozialhilfe in Dänemark parallel zu einer Reihe anderer Regeländerungen stattgefunden haben. Zum Beispiel wurde das Aufenthaltsrecht verschärft und Dänemark erkennt Flüchtlinge seither nur noch für begrenzte Zeit an. Außerdem seien die Regeln für Familienzusammenführung verschärft worden. 
 
"Was der reine Effekt der Kürzung der Sozialhilfe ist, lässt sich damit nicht sauber feststellen", so Liebig. Die Wiener Migrationsforscherin Judith Kohlenberger sieht das ähnlich: "Monokausale Erklärungen, das zeigen inzwischen viele Studien, greifen immer zu kurz", sagt der OECD-Experte.
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