Lange Liste an Kritikpunkten

Stolpersteine bei ägyptisch-iranischer Annäherung

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Irans Präsident bläst in Kairo ein kräftiger Wind ins Gesicht - trotzdem buhlt er um die Gunst von Ägypten.

Dem iranische Präsident Mahmoud Ahmadinejad bläst bei seiner historischen Ägyptenreise ein rauer Wind ins Gesicht. Mit Geschenken, großen Gesten und jeder Menge "Brüderlichkeit für seine arabischen Freunde" kam er am gestrigen Dienstag in Ägypten an, um beim Gipfel der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) neue Freunde zu gewinnen.

Allen voran will er die Beziehungen zu Ägypten, die seit dem ägyptischen Friedensabkommen mit Israel seit 34 Jahren auf Eis liegen, normalisieren. Doch schon bei seinem Besuch der renommierten sunnitischen Al-Azhar Universität wurde klar, dass die geplante Annäherung zwischen Kairo und Teheran nicht ohne Stolpersteine über die Bühne gehen wird.

Nach seinem Vortrag mit den üblichen Hass-Tiraden gegen Israel unter dem Titel "Die zionistische Verschwörung mit dem Ziel der Weltherrschaft" muss Ahmadinejad sich vom Großscheich Ahmed al-Tayyeb als Oberhaupt von Al-Azhar die Leviten lesen lassen. Die Liste der Kritikpunkte ist lang: Er solle die Rechte der sunnitischen Minderheit im Iran tunlichst respektieren. Und letztlich soll sich der schiitische Gottesstaat aus den internen sunnitisch-schiitischen Konflikten in den arabischen Golfmonarchien - Stichwort Bahrain- heraushalten.

Doch damit nicht genug: In der Altstadt von Kairo folgte ein Eklat, als ein junger bärtiger Mann mit einem Schuh in der Hand auf den iranischen Präsidenten losging. Grund für den Angriff war die iranische Unterstützung für das syrische Regime. Der ägyptischen Präsidentschaftskanzlei blieb als Gastgeber nichts anderes übrig, als die ursprünglich geplante Besichtigung der Pyramiden wegen Sicherheitsbedenken abzusagen.

Abgesehen von all diesen Ereignissen versuchen sich die Ägypter aber in Schadensbegrenzung. Der ägyptische Präsident Mohammed Mursi ist einer engeren Kooperation mit der iranischen Führung nicht abgeneigt, obwohl er und Ahmadinejad im Syrien-Konflikt unterschiedliche Ziele verfolgen.

Das Bündnis der Muslimbruderschaft, als deren Kandidat sich Mursi im vergangenen Jahr um das Präsidentenamt beworben hatte, träumt von der Bildung einer starken islamischen Achse in der Region als Pendant zu EU und NATO.

Signale in diese Richtung gab es von Essam el-Erian, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Partei der Muslimbrüder: "Wenn Ägypten, Saudi-Arabien, die Türkei, der Iran, Indonesien, Pakistan und Nigeria zusammenarbeiten würden, dann hätte die islamische Nation eine Zukunft", so Erian.

Doch bis es zu solch einem Bündnis kommt, wird noch viel Wasser den Nil herunterfließen. Denn selbst wenn Ahmadinejad mit der Zusage zur schrittweisen Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Kairo und Teheran im Gepäck heimreist, wird es schwierig, die Interessen der iranischen Führung, die im Syrien-Konflikt nach wie vor Präsident Bashar al-Assad die Stange hält, mit jenen seiner islamischen Nachbarn unter einen Hut zu bringen. Denn wie Ägypten unterstützen auch Saudi-Arabien und die Türkei die syrischen Rebellen.

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