79-Jähriger Monarch regierte Golfmonarchie fast 50 Jahre.
Maskat. Der Sultan von Oman Qaboos bin Said ist am Freitagabend im Alter von 79 Jahren gestorben. Das berichteten staatliche Medien in der Nacht auf Samstag. Der Monarch erlag Medienberichten zufolge am Freitag einem Krebsleiden. Im Oman wurde eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen. Qaboos regierte die kleine Golfmonarchie fast 50 Jahre lang. Nachfolger wird Qaboos-Cousin Haitham bin Tariq, der damit neuer Herrscher im Oman ist.
Der seit Jahren schwerkranke Monarch hat keine Kinder, keine Brüder und keinen öffentlich nominierten Nachfolger. Laut Verfassung muss die Herrscherfamilie nun binnen drei Tagen einen Nachfolger wählen. Sollten sich die Familienmitglieder in diesem Zeitraum nicht einigen, wird der Verteidigungsrat eingeschaltet. Dieser soll dann eine Person an der Staatsspitze einsetzen, deren Name der Monarch in einem versiegelten Brief notiert hat.
Der hohe Militärrat rief den Familienrat der Herrscherfamilie in der Nacht auf Samstag dazu auf, zusammenzutreten, um einen Nachfolger für den verstorbenen Sultan zu bestimmen, berichtete Staatsmedien. Medienberichten zufolge litt der Monarch an Darmkrebs und wurde daher auch immer wieder im Ausland behandelt, zuletzt auch in Garmisch-Patenkirchen aufgehalten, wo er ein Anwesen besaß.
Haitham bin Tariq als neuer Sultan des Oman vereidigt
An britischer Militärakademie Sandhurst ausgebildet
Der an der britischen Militärakademie Sandhurst ausgebildete Qaboos hatte am 23. Juli 1970 im Alter von 29 Jahren die Macht im Land übernommen. Damals kippte er mit Hilfe des Militärs und des britischen Geheimdienstes seinen Vater Said vom Thron. Dieser hatte das Land nach außen abgeschottet und jede Modernisierung verweigert.
Unter der Herrschaft von Qaboos entwickelte sich der Oman mit Hilfe von Öleinnahmen zu einem modernen und stabilen Staat. Der arabische Aufstand 2011 ging fast spurlos an dem Sultanat vorbei. Menschenrechtler beklagen jedoch fehlende Meinungsfreiheit und die Verhaftung von Regierungskritikern in dem autokratisch regierten Land.
International verfolgte die Golfmonarchie eine eigenständige Außenpolitik und bemüht sich in den Krisen der Region um eine ausgleichende Haltung. Der ölreiche Wüstenstaat mit 4,8 Millionen Einwohnern gilt als US-Verbündeter in der Golf-Region. Das Land unterhält aber auch gute Beziehungen zum Iran. Der Oman agierte daher immer wieder als Mediator zwischen Konfliktparteien in der arabischen Welt. Die ersten Verhandlungen für den iranischen Atomdeal wurden etwa in Maskat geführt. Bei den Syrien-Gesprächen 2015 in Wien versuchte der Oman ebenfalls zu vermitteln.
Vermittelnde Rolle im Nahost-Konflikt
Auch im Nahost-Konflikt nahm der Oman eine vermittelnde Rolle ein. Das Land unterhält zwar keine diplomatischen Beziehungen mit Israel, aber inoffizielle Kontakte. Im Oktober 2018 empfing der Sultan Israel Regierungschef Benjamin Netanyahu. Im April rief der Oman die anderen arabischen Staaten dazu auf, sich um ein Ende der israelischen Existenzängste zu bemühen.
Sultan Qaboos setzte sich zudem persönlich mehrmals für die Freilassung von westlichen Geiseln in den Händen von Terrorgruppen im Nahen Osten ein und war 2013 maßgeblich an der Freilassung des im Jemen entführten Österreichers Dominik N. beteiligt. Der damals 26-jährige Wiener war am 21. Dezember 2012 gemeinsam mit einem finnischen Ehepaar entführt worden. Nach 139 Tagen in Geiselhaft kamen die drei im Mai 2013 frei.