Nur Autos mit ungeraden Nummernschildern dürfen heute in Paris fahren.
Im Kampf gegen den unerträglichen Smog in Paris sind am Montag fast die Hälfte der Autofahrer dazu verdonnert worden, ihr Fahrzeug stehen zu lassen: Nur Autos mit einer ungeraden Endziffer auf dem Nummernschild durften fahren, die anderen mussten auf öffentliche Verkehrsmittel, Elektroautos oder Fahrgemeinschaften umsteigen.
Die erstmals seit 1997 verhängte Maßnahme zeigte Wirkung: Die Luft wurde tatsächlich etwas besser.
Ab 5.30 Uhr kontrollierten rund 700 Polizisten in der französischen Hauptstadt und Umgebung, ob die Anordnung der sozialistischen Regierung eingehalten wurde. Bis zum Mittag wurden fast 4.000 Strafzettel in Höhe von 22 Euro ausgestellt. Die Polizeipräfektur von Paris hob aber hervor, dass die Anordnung weitgehend eingehalten worden sei. 90 Prozent der Fahrzeuge in Paris seien Pkws oder Lkws gewesen, die fahren durften.
"Nur" 90 Kilometer Stau statt sonstigen 200 bis 250 Kilometern
Die drastische Maßnahme habe zu "60 Prozent weniger Überlastung auf den Durchgangsstraßen geführt, was wirklich gewaltig ist", zog Francoise Hardy von der Verkehrspolizei Bilanz. Im morgendlichen Stoßverkehr kurz vor 8.00 Uhr habe es im Großraum Paris 90 Kilometer Stau statt der sonst üblichen 200 bis 250 Kilometer gegeben, teilte der Straßenverkehrsdienst Bison fute mit.
Fahren durften neben Autos und Motorrädern mit ungerader Endziffer auf dem Nummernschild unter anderem Lieferfahrzeuge mit Tiefkühlkost, Taxis, Rettungsfahrzeuge, Müllautos oder Fahrzeuge mit mehr als drei Personen an Bord.
Wegen einer Hochdruckwetterlage war Paris seit der vergangenen Woche unter einer giftigen Dunstglocke gefangen. Der europäische Höchstwert für teils krebserregende Feinstaub-Partikel, der bei 50 Mikrogramm liegt, wurde etwa am Freitag mit 180 Mikrogramm um mehr als das Dreifache übertroffen. Die Pariser Luftmessstation Airparif gab nun bekannt, dass der Wert am Montag zwischen 40 und 55 Mikrogramm liegen dürfte. Für Dienstag sagte Airparif eine "deutliche Besserung" voraus, auch weil das Wetter das Problem nicht verschärfte.
Seit Freitag sind die Öffis kostenlos
Bereits seit Freitag sind die öffentlichen Verkehrsmittel in Paris kostenlos. Dies koste die Region täglich rund vier Millionen Euro, hob Regionalpräsident Jean-Paul Huchon hervor. Zudem wurden Geschwindigkeitsbegrenzungen verhängt. Der Regierung war dennoch vorgeworfen worden, zu spät und zu vorsichtig auf die Luftverschmutzung reagiert zu haben, die unter anderem auf die in Frankreich weitverbreiteten Dieselautos zurückgeht.
Unternehmer und Autofahrer beschwerten sich allerdings, dass das am Samstagabend von der Regierung angekündigte Teil-Fahrverbot nicht ausreichend bekanntgemacht worden sei. "Schwierigkeiten und Unverständnis" hätten bei einer besseren Abstimmung im Vorfeld vermieden werden können, erklärte der Unternehmerverband Medef. Der Automobil-Club ACA nannte die Maßnahme "überstürzt" und "ineffizient".
Eine starke Belastung mit Feinstaub-Partikeln kann Asthma, Allergien, Atemwegs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen. Die kleinsten Partikel sind als eindeutig krebserregend eingestuft. In Paris waren in den Krankenhäusern seit Freitag vor allem Kinder wegen der Luftverschmutzung vermehrt behandelt worden, wie Gesundheitsministerin Marisol Touraine mitteilte. Dies habe die Entscheidung zum Teil-Fahrverbot beeinflusst, das am Dienstag fortbestehen könnte.
Auch wenn Paris am Montag also etwas aufatmen konnte, bestand teilweise das Problem der Feinstaub-Belastung in anderen französischen Regionen wie Burgund oder Rhône-Alpes fort. In der Großstadt Lyon war der öffentliche Nahverkehr am Montag zumindest zu den Stoßzeiten kostenlos.