Anis Amri

Terror in Berlin: Unglaubliche Polizei-Pannen

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Berliner Polizei lässt vor Fahndung mehrere Stunden verstreichen.

Es war der 19. Dezember 2016. Der Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz versinkt in Blut und Chaos. Anis Amri fährt mit einem LKW in eine Menschenmenge und tötet zwölf Menschen. 66 werden verletzt. Amri stirbt vier Tage später durch einen Schuss eines italienischen Polizisten auf dem Platz des 1. Mai nördlich von Mailand. Nun sind neue Dokumente aus der Führungsspitze der Berliner Polizei aufgetaucht, die ein schlechtes Licht auf die deutsche Exekutive werfen.

Fünf Stunden verspätet

Im noch unveröffentlichten Schlussbericht heißt es: „Im Rahmen der Lagebewältigung wurden weder durch die Leitstellen noch durch den Polizeiführer (...) offene/verdeckte Sofortfahndungsmaßnahmen ausgelöst oder anderweitig koordiniert im Einsatzraum durchgeführt.“ Was hier sachlich beschrieben wird, bedeutet nichts anderes, als dass kurz nach dem Anschlag nicht nach einem Täter gesucht wurde. Erst drei Stunden nach Amris Angriff hatten Berliner Beamte auf eigene Faust eine Überprüfung der in Berlin bekannten islamistischen Gefährder, wie der Focus berichtet, in Gang gebracht. Und erst zwei Stunden danach hatte sich die Berliner Polizeiführung zu einer offiziellen Überprüfung aller Gefährder durchgerungen.

Intuitive Polizisten

Auch in anderen Bereichen gab es seitens der Berliner Polizei logistische Probleme. Eine halbe Stunde nach dem Anschlag war noch nicht klar, wer den Polizeieinsatz leiten solle. Polizisten vor Ort warteten vergeblich auf Instruktionen und agierten weitgehend intuitiv. Lobend ist zu erwähnen, dass viele Beamte, die keinen Dienst hatten zum Breitscheitplatz eilten, um auszuhelfen.

Marcel Luthe, innenpolitischer Sprecher der Berliner FDP dazu: „Das Führungsversagen an sich wäre schon schlimm, aber das monatelange Verschweigen dieser Tatsachen gegenüber Parlament und Öffentlichkeit macht die Spitze der Berliner Polizei unhaltbar. Es fragt sich zudem, ob der Innensenator derart losgelöst von der Polizei ist, dass er die Situation nicht kennt oder an der Verheimlichung mitgewirkt hat."

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