Handelsstreit mit China

Trumps neue Zölle treffen US-Verbraucher

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Für viele Produkte gibt es kaum Alternativen zu China.

Im Handelsstreit mit China hat US-Präsident Donald Trump bisher Zölle angekündigt, die den amerikanischen Verbraucher eher weniger getroffen haben. So wurde bei den Maßnahmen im Jänner und März darauf geachtet, den größten Teil der Unterhaltungselektronik auszuklammern. Aber dann ordnete Trump Anfang April an, weitere Abgaben auf chinesische Güter mit einem Wert von 100 Mrd. Dollar vorzubereiten.
 
Nach Recherchen der Nachrichtenagentur Reuters dürfte es bei diesem Umfang unausweichlich sein, dass auch auf den US-Verbraucher Preiserhöhungen zukommen. Die amerikanische Regierung steht vielmehr vor der Entscheidung, ob es Wal-Mart oder eher Apple stärker treffen soll.
 

Amerikanische Lieferketten betroffen

Das ist auch dem amerikanischen Einzelhandel bewusst. "Wenn man sich 100 Milliarden Dollar (81 Mrd. Euro) an Einfuhren aus China vornehmen will, kommt man an den Konsumgütern nicht vorbei", sagt Hun Quach vom Branchenverband Retail Industry Leaders Association.
 
Beispielrechnungen von Reuters zufolge könnte die US-Regierung allein mit Mobiltelefonen (44 Milliarden Dollar Einfuhren), Computerausrüstung (37 Milliarden Dollar) und diversen Aufnahmegeräten (22 Milliarden Dollar) schnell auf die 100 Milliarden Dollar kommen. Allerdings wären davon auch amerikanische Lieferketten getroffen: Bei vielen Geräten werden die Einzelteile von den USA nach China geschickt, dort zusammengesetzt und wieder zurückgeliefert.
 

Schuss ins Knie

Ähnliche Probleme würden sich für US-Verbündete wie Südkorea, Japan und Taiwan ergeben, die etwa Displays und Software für Apple-Geräte beisteuern. Quach weist zudem darauf hin, dass es für viele Produkte aus China kaum alternative Bezugsquellen gibt. Dazu dürften schon die Weihnachtsbaumbeleuchtungen im Wert von 402 Millionen Dollar gehören, die die USA aus China importieren.
 
Entsprechend sehen einige Experten die Maßnahmen skeptisch. Der Wirtschaftwissenschaftler Chad Bown vom Peterson Institute greift auf das englische Gegenstück zur deutschen Redewendung zurück, sich selbst ins Knie zu schießen: "Am Ende schießt man sich selbst in den Fuß, und man schießt seine Verbündeten in den Fuß", warnt er. "Und China würde man dabei vielleicht am großen Zeh verletzen."
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