US-Erstmester

"Tschechoslowakei? Noch nie gehört"

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Studienanfänger offenbaren in einer Studie ihr lückenhaftes Weltbild.

Sie benutzen kaum die Schreibschrift, halten Emails für langsam und kennen John McEnroe nur als Darsteller in Werbespots: Dieses Porträt von diesjährigen US-Studienanfängern zeichnen zwei Universitätsmitarbeiter in ihrem jährlichen Bericht "Mindset List" über das Weltbild der nachfolgenden Generation. Die Erstsemester 2010, die ihr Studium im Jahr 2014 abschließen werden, haben demnach noch nie von der Tschechoslowakei gehört, denken beim Namen Fergie an die Sängerin der Hip-Hop-Gruppe Black Eyed Peas und nicht an die Herzogin von York und kennen Clint Eastwood als Regisseur aber keineswegs als Darsteller von "Dirty Harry".

Die Liste wird seit 1998 von Literaturprofessor Tom McBride und dem einstigen Marketingchef der Universität Beloit in Wisconsin, Ron Nief, jedes Jahr neu erstellt. Dafür sammeln die beiden Arbeiten von Studenten, Zeitungsartikel und Veröffentlichungen von Massenmedien aus dem Jahr, in dem die Studienanfänger geboren wurden. "Dann stellen wir den 18-jährigen Studenten, deren Aufmerksamkeit wir wecken können, einige Gedanken vor. Was ihnen durch den Kopf geht, erkennen wir, wenn sie uns mit fassungslosen Augen ansehen. Das heißt, dass sie keine Ahnung haben, wovon wir sprechen", sagt Nief.

"Banana Republic" eine Kleidermarke
So war schon den Studienanfängern 2006 die Apartheid in Südafrika unbekannt, 2007 hielten die jungen Leute "Banana Republic" (Bananenrepublik) für eine Kleidermarke, aber nicht für die Beschreibung eines korrupten Staatswesens. Im vergangenen Jahr konnten die meisten Erstsemester keinen Krawattenknoten binden und wussten auch nicht, dass es einen Krieg zwischen dem Iran und dem Irak gab. Die Studienabgänger dieses Jahres wissen nicht, dass Deutschland je geteilt war und gehen davon aus, dass auf Flügen nie geraucht werden durfte.

Die Liste zeigt, wie schnell sich das Weltbild von Generation zu Generation ändert - und gibt ihren Lesern das Gefühl, schlagartig gealtert zu sein. "Es gibt sogar 25- oder 26-Jährige, die sich beim Lesen der Liste alt fühlen", sagt Co-Autor Nief.

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