Kritik

Türkei: Wirbel um Kinderehen ab 9

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Religionsbehörde erklärt Heirat von Mädchen ab neun Jahren für zulässig.

 Eine Erklärung der türkischen Religionsbehörden Diyanet zu Kinderehen hat am Donnerstag scharfe Kritik hervorgerufen. Insbesondere die oppositionelle Volkspartei (CHP) kritisierte die Erklärung, in der Diyanet laut Medienberichten eine Heirat für Mädchen ab neun Jahren für zulässig erklärt hatte.

Für Buben wurde demnach ein Alter von zwölf Jahren in der Erklärung genannt, die nach den Protesten von der Diyanet-Website gelöscht wurde.

Frauenrechtsgruppen beschuldigten Diyanet, Kindesmissbrauch legalisieren zu wollen. Die CHP-Abgeordnete Gaye Usluer warf der islamisch-konservativen Regierung von Präsident Recep Tayyip Erdogan vor, mehr an der früheren Verheiratung von Kindern interessiert zu sein als an ihrer Bildung und Gesundheit. Der CHP-Abgeordnete Murat Bakan betonte, Kinderehen seien eine Verletzung der Kinder-, Frauen-und Menschenrechte.

Diyanet versicherte angesichts der Kritik, es werde niemals Kinderehen befürworten und sei lediglich an der Auslegung des islamischen Rechts interessiert. Laut einer traditionellen Interpretation des Islam dürfen Mädchen ab neun Jahren verheiratet werden. Die Diyanet-Erklärungen haben keine Rechtskraft. Laut dem geltenden Recht in der Türkei liegt das Heiratsalter bei 18. In Sonderfällen kann eine Ehe ab 16 erlaubt werden.
 

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