Drama in Nairobi

Überfall auf Einkaufszentrum: 39 Tote

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Bewaffnete Islamisten nahmen Menschen als Geiseln.

Mehr als zwölf Stunden nach Beginn des Terrorüberfalls auf ein Einkaufszentrum in der kenianischen Hauptstadt Nairobi harren Angreifer noch immer mit Geiseln in dem Gebäude aus. Die Polizei des Landes mahnte am frühen Sonntagmorgen zu Ruhe und forderte die Bevölkerung auf, dem Kaufhaus fernzubleiben. Alle Sicherheitsbehörden arbeiteten daran, diese "traurige Situation" zu beenden, schrieb die Polizei beim Kurznachrichtendienst Twitter.

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Maskierte schossen um sich Mindestens 18 maskierte Täter waren am Samstagmittag in das exklusive Westgate-Einkaufszentrum eingedrungen und hatten um sich geschossen. Das Einkaufszentrum wurde kurz darauf von Polizisten und Soldaten umstellt.

   Der Regierung zufolge wurden mindestens 39 Menschen getötet. Die Angaben zu den Verletzten schwankten: Laut Kabinettssekretär Francis Kimemia sind es knapp 300, Präsident Uhuru Kenyatta sprach von 150. Der Staatschef kündigte in einer TV-Ansprache an: "Wir werden die Täter jagen, wohin sie auch rennen." Er habe selbst Angehörige verloren. Der Überfall war der schwerste Anschlag in dem Land seit einem Sprengstoffanschlag auf die US-Botschaft vor 15 Jahren.

   Zu dem Angriff bekannten sich die islamistischen Al-Shabaab-Milizen aus Somalia. Kenia ist seit geraumer Zeit Zielscheibe terroristischer Anschläge somalischer Islamisten. 2011 waren kenianische Truppen in das Nachbarland einmarschiert, um die Al-Shabaab-Milizen zu bekämpfen. "Lange Zeit haben wir Krieg gegen die Kenianer in unserem Land geführt, jetzt ist es an der Zeit, das Schlachtfeld zu ändern und den Krieg in ihr Land zu bringen", teilte die Miliz nach dem Angriff bei Twitter mit. Wenig später sperrte Twitter den Account.

   Ein Augenzeuge in Nairobi sagte der dpa: "Sie warfen eine Granate. Sie zeigten uns arabische Schriften. Wenn man sie lesen konnte, war man gerettet. Wenn man sie nicht lesen konnte, erschossen sie einen." Er ergänzte: "Ein Täter von ihnen schrie: 'Heute werdet ihr das wahre Gesicht von Al-Shabaab kennenlernen'." Eine Supermarktkette, die in dem Gebäude eine Filiale betreibt, bestätigte, dass einige Kunden als Geiseln genommen worden seien.

   In einem der letzten Al-Shabaab-Tweets hieß es, es seien noch mehrere "Mujaheddin" in dem Gebäude, und es gebe Videoaufnahmen, die später gesendet würden. Die Männer seien "ruhig und preisen Allah, dass sie für diese Aufgabe ausgewählt wurden".

   Ein Angreifer, der verletzt festgenommen worden war, starb im Krankenhaus an den Folgen seiner Schussverletzungen, teilte ein Polizeisprecher mit. Einige kenianische Medien berichteten, dass Angreifer möglicherweise mit flüchtenden Menschen nach draußen gelangt sein könnten.

   Präsident Kenyatta sagte in seiner Fernsehansprache: "Die verabscheuungswürdigen Täter [...] hofften, die Kenianer einzuschüchtern und zu entzweien". Doch dies werde nicht funktionieren. "Wir werden sie kriegen. Wir werden sie für dieses gemeine Verbrechen bestrafen." Der somalische Präsident Hassan Sheik Mohamud bekundete seine Solidarität mit Kenia. Die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates sowie die Afrikanische Union verurteilten den Angriff auf das schärfste.

   Unter den Todesopfern befinden sich zwei Franzosen sowie zwei Kanadier, wie der französische Staatspräsident Francois Hollande und der kanadische Premier Stephen Harper am Samstagabend mitteilte. Auch sie verurteilten Erklärungen das Attentat. Auch die USA und Großbritannien verurteilten den Anschlag scharf. Nach Angaben des US-Außenministeriums war unter den Verletzten auch eine unbestimmte Zahl von US-Bürgern. Der britische Außenminister William Hague sagte, dass "ohne Zweifel" auch britische Staatsbürger von dem Angriff betroffen seien. Österreicher warn laut Außenamt nicht betroffen.


 

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