Moskaus Vorwurf schlägt hohe Wellen

Die Angst vor der ''schmutzigen Bombe''

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Moskau sorgt mit seinen Behauptungen, die Ukraine plane den Einsatz einer "schmutzigen Bombe" gegen die russischen Truppen, für Aufsehen - ein Vorwurf, der von Kiew und seinen Verbündeten zurückgewiesen wird.  

Als "schmutzige Bomben" werden konventionelle Sprengsätze bezeichnet, die bei der Explosion radioaktive, biologische oder chemische Substanzen freisetzen.

Sie sind deutlich weniger zerstörerisch als Atom- oder Wasserstoffbomben, deren Spaltungs- oder Fusionsreaktionen alles Leben in einem weiten Umkreis auslöschen. Aber "schmutzige Bomben" können eine ganze Bevölkerung in Panik versetzen. "Eine schmutzige Bombe ist keine Massenvernichtungswaffe, sondern eine 'Waffe zur massiven Störung', bei der Kontamination und Angst das Hauptziel sind", heißt es in einem Artikel der unabhängigen US-Atomaufsichtsbehörde. Das bedeutet, dass nur die Menschen in unmittelbarer Nähe des Explosionsortes einer Strahlendosis ausgesetzt wären, die sofort schwer krank macht. Kontaminierter Staub, Lebensmittel oder Wasser würden jedoch auch die Bevölkerung in einem größeren Radius gefährden.

"Schmutzige Bomben" sind deutlich einfacher herzustellen als Atombomben. Die geringen benötigten Mengen an radioaktivem Material finden sich in Krankenhäusern, Forschungs- und Industrieanlagen oder militärischen Einrichtungen. Bisher wurde noch nie eine solche Bombe gezündet. Es wird jedoch vermutet, dass Extremisten planten, eine zu bauen - etwa die Verantwortlichen der beiden Anschläge in Brüssel im März 2016.

Die USA und die Ukraine befürchten, dass Russland selbst eine "schmutzige Bombe" zünden und Kiew dafür verantwortlich machen könnte - möglicherweise um einen Vorwand für den Einsatz konventioneller Atomwaffen zu erzeugen. "Wir würden sofort merken, wenn es sich um einen Angriff unter falscher Flagge handelt", sagt William Alberque, Experte für Rüstungskontrolle am Internationalen Institut für Strategische Studien in London. "Radiologische Waffen sind identifizierbar und werden genau untersucht", sagt er. "Nukleares Material hat einen Fingerabdruck", der auf die Anlagen hinweist, in denen es hergestellt wurde. Deshalb hält Alberque Moskaus Warnungen vor einer "schmutzigen Bombe" derzeit für "bloßes Getöse".
 

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