"Es läuft für ihn"

Experte: "Putin hat keinen Grund zum Verhandeln"

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Russland wird keinen Verhandlungen zustimmen: "Es läuft für Putin"

Für Politologen und Militärexperten Carlo Masala hat Wladimir Putin derzeit keinen Grund zu Verhandlungen mit der Ukraine. „ Es läuft für ihn. Von daher gibt es überhaupt keinen Anreiz, sich in diese Verhandlungen hineinzubegeben“, so der Experte zur dpa. Der russische Präsident werde erst dann ernsthaft verhandeln, wenn er befürchten muss, durch eine Fortführung des Krieges mehr zu verlieren als zu gewinnen.

Schlacht um Sjewjerodonezk  

Der Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München führt die jüngsten militärischen Erfolge Russlands auf zwei Punkte zurück. Zum einen fehle es den Ukrainern weiter an schweren Waffen, zum anderen habe Moskau die Strategie geändert. „Im Gegensatz zum bisherigen Kriegsverlauf gehen sie nicht mehr an breiten Abschnitten der Front vor, sondern ziehen ihre Truppen zusammen, um an kleinen Stücken der Front voranzukommen. Dadurch haben sie derzeit eine personelle Überlegenheit.“

Die Schlacht um Sjewjerodonezk sei nun entscheidend. „Wenn die Russen diese Stadt einnehmen, haben sie den Oblast Luhansk fast komplett unter ihrer Kontrolle“, so Masala.

Keine Mitschuld der NATO

Masala tritt der These entgegen, die NATO habe Russland eingekreist und den Ukraine-Krieg dadurch mitverschuldet. Er verwies auf die baltischen Staaten, die eine gemeinsame Grenze zu Russland haben. "Ich glaube, da kann man nicht von einkreisen sprechen", sagte er am Samstag. Zudem hat auch Norwegen eine Grenze zu Russland - zählt man die russische Enklave Kaliningrad mit, grenzt auch Polen an das Land.

Die NATO habe außerdem 1997 im NATO-Russland-Grundlagenvertrag versprochen, auf dem Gebiet ihrer neuen Mitglieder keine Nuklearwaffen zu stationieren, keine Hauptquartiere und keine substanziellen Kampfverbände. "Die NATO hat sich bis 2022 daran gehalten", sagte der Professor der Universität der Bundeswehr München. Selbst nach der Annexion der Krim 2014 habe man penibel darauf geachtet, nicht dagegen zu verstoßen. "Der NATO kann man sicherlich viele Vorwürfe machen, was sie in den letzten 30 Jahren falsch gemacht hat, aber man kann ihr nicht diese Vorwürfe machen, die ihr Russland macht", sagte Masala bei einer Podiumsdiskussion auf dem Katholikentag in Stuttgart.
  

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