Für möglichen Frieden zu russischen Bedingungen

Kreml-Insider: Energieengpässe im Winter könnten Europa unter Druck setzen

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Strenge Winter haben Russland bereits geholfen, Napoleon und Hitler zu besiegen. Auch jetzt hofft die russische Regierung zwei Kreml-Insidern zufolge auf einen harten Winter mit Energieengpässen in Europa.

Das könnte den Druck auf die Ukraine erhöhen, den mittlerweile seit einem halben Jahr tobenden Krieg zu beenden - zu russischen Konditionen. "Wir haben Zeit, wir können warten", sagt eine Quelle aus dem Umfeld russischer Behörden. "Es wird ein schwieriger Winter für die Europäer."

Unruhen wegen Energieknappheit

Es könne Proteste und sogar Unruhen geben. Manche Regierungschefs würden dann womöglich umdenken, die Unterstützung für die Ukraine zurückfahren und auf eine Abmachung mit Russland drängen. Ein zweiter Insider aus dem Kreml-Umfeld sagte, in Moskau werde bereits wahrgenommen, dass die Geschlossenheit der Europäer wohl bröckele. Das könnte sich in einer Notlage im Winter noch verstärken. Es gebe also die Hoffnung, dass die Ukraine um Frieden bitten werde.

Kreml weist Vorwürfe von sich

Der Kreml äußerte sich auf Reuters-Anfrage zunächst nicht zu den Informationen. Die Regierung in Moskau hatte zuletzt immer wieder dem Vorwurf widersprochen, Energie als Waffe einzusetzen. Die Gaslieferungen nach Deutschland beispielsweise aber durch die Pipeline Nord Stream 1 liegen derzeit bei nur 20 Prozent der Kapazitäten und sollen demnächst wegen einer erneuten Wartung für einige Tage komplett eingestellt werden. Die deutsche Regierung macht für die ausbleibenden Lieferungen politische Gründe aus.

Ukraine verweigert wegen Besetzung Verhandlungen

Sechs Monate nach der russischen Invasion lehnt die Regierung in Kiew Verhandlungen mit Moskau ab, bis sich Russland komplett aus der Ukraine zurückgezogen hat - also auch von der schon länger beherrschten Halbinsel Krim. US-Regierungsvertretern zufolge gibt es keine Hinweise, dass die Unterstützung für die Ukraine nachlässt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen twitterte, die Unterstützung werde solange wie nötig fortgesetzt. Ähnlich äußerte sich am Mittwoch Bundeskanzler Olaf Scholz.

Der Westen unterstützt die Ukraine seit Kriegsausbruch mit Milliardenhilfen und zunehmend modernen Waffen. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak sagte Reuters zuletzt, der Status quo an der Front müsse zugunsten der Ukraine verändert werden. Nur so könne es Verhandlungen mit Russland geben. "Es ist notwendig, dass die russische Armee schwere taktische Niederlagen erleidet."

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