Ex-Kanzlerin: "Wir hätten schneller auf die Aggressivität Russlands reagieren müssen"
Die deutsche Altkanzlerin Angela Merkel (CDU) hat Versäumnisse bei der Abschreckungspolitik gegenüber Russland eingeräumt. "Wir hätten schneller auf die Aggressivität Russlands reagieren müssen", sagte Merkel der Wochenzeitung "Die Zeit" (Donnerstag) mit Blick auf die Besetzung der ukrainischen Halbinsel Krim im Jahr 2014. Damals hatten sich die NATO-Staaten darauf verständigt, zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für Verteidigung auszugeben.
"Deutschland hat das Zwei-Prozent-Ziel trotz Erhöhung nicht erreicht", bedauerte Merkel. "Und auch ich habe nicht jeden Tag eine flammende Rede dafür gehalten." Die Genehmigung für den Bau der deutsch-russischen Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 hält die damalige Kanzlerin rückblickend aber nicht für einen Fehler. Ein Verbot des Projekts hätte "das Klima mit Russland gefährlich verschlechtert", sagte Merkel. Zudem sei die Abhängigkeit von russischem Gas nicht allein ein Resultat des gemeinsamen Pipeline-Projekts. Sie sei in erster Linie darauf zurückzuführen, dass weniger Gas aus Norwegen, Großbritannien und den Niederlanden geliefert worden sei.