Ukraine-Krise

Militärexperte: Russland geht in "Volles-Spektrum"-Kriegsführung über

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Österreichische Militärexperten gehen wie ihre internationalen Kollegen davon aus, dass der russische Angriff auf die Ukraine in den kommenden Stunden und Tagen massiv ausgeweitet wird.

Die Russen gehen langsam, aber stetig von einer "moderaten" zu einer "Volles-Spektrum"-Kriegsführung über, sagte Oberst Markus Reisner von der Theresianischen Militärakademie am Montag, nach Sichtung von mehr als 40 Videos aus dem Kriegsgebiet.

"Das heißt, sie werden jetzt damit beginnen, verheerende Waffensysteme auch in städtischen (zivilen) Vierteln einzusetzen, um den Widerstand des ukrainischen Militärs zu brechen. Das gilt insbesondere für Kiew, Charkiw, die Städte entlang des Dnjepr (mögliche Stützpunkte) und die 'Südfront'", wo ein Durchbruch nördlich der Krim beabsichtigt sei.

Es werde in nächster Zeit wohl zu einem verstärkten Einsatz der ballistischen Raketen Iskander-M (Reichweite 300 bis 400 km) und Totschka-U (70 bis 85 km) kommen, erwartet Reisner. Außerdem könnten thermobare Sprengköpfe mit den Raketensystemen TOS1, TOS1A, BM21, BM27 und BM30 abgeschossen werden. Der Einsatz solcher Brandwaffen ist gemäß Protokoll III des Genfer Übereinkommens über das Verbot oder die Beschränkung des Einsatzes bestimmter konventioneller Waffen von 1980 in der Nähe von Zivilisten bzw. ziviler Infrastruktur verboten.

Reisner hält auch den verstärkten Einsatz von Freifallbomben (FAB-Typ-Bomben), einschließlich solcher mit Streumunition (Cluster-Bomben), für möglich. Diese Art von Munition wird in dem 2010 in Kraft getretenen Übereinkommen über Streumunition, dem sich über 100 Staaten angeschlossen haben, international geächtet. Russland hat sich der so genannten Streubomben-Konvention allerdings nicht angeschlossen.

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace hatte heute Vormittag gesagt: "Wir müssen uns darauf einstellen, was als Nächstes kommen könnte, das könnte eine rücksichtslose, wahllose Bombardierung von Städten sein. Das wird entsetzlich sein."

Laut Reisner ist die Erhöhung der militärischen Schlagzahl auch in Zusammenhang mit den am heutigen Montag begonnenen Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine zu sehen. Russland wolle damit den Druck auf die Ukraine auch am Verhandlungstisch erhöhen.
 

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