US-Außenminister: Ukrainer können Region zurückerobern, "ich glaube, dass sie dazu in der Lage sind"
Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Freitag angeordnet, dass Zivilisten in der südukrainischen Region Cherson in Sicherheit gebracht werden sollen. Alle, die in Cherson lebten, sollten aus dem gefährlichen Gebiet herausgebracht werden, zitiert die staatliche Nachrichtenagentur RIA Putin. "Die Zivilbevölkerung sollte nicht leiden", sagte der russische Präsident demnach.
Russland bereitet Rückzug vor
In westlichen Sicherheitskreisen hatte es zuvor geheißen, Russland bereite den Rückzug seiner Truppen aus Cherson vor. Die Russen hätten wohl entschieden, dass "die Stadt den Kampf nicht wert" sei, so ein hochrangiger Beamter einer westlichen Regierung am Donnerstag in einem Hintergrundgespräch vor Journalisten. Allerdings sei es immer möglich, dass sich die Militärführung kurzfristig umentscheide, auch wenn derzeit alles auf einen Rückzug hindeute, schränkte er ein.
Cherson gehört neben Luhansk, Donezk und Saporischschja zu den vier Regionen, die Russland annektiert hat. Die Ukraine und westliche Staaten erkennen das nicht an. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin zeigte sich am Donnerstag zuversichtlich, dass die Ukrainer noch von russischen Truppen besetzte Gebiete auf der Westseite des Flusses Dnipro und rund um die Stadt Cherson zurückerobern können. "Ich glaube, dass sie dazu in der Lage sind", sagte Austin in Washington. "Am wichtigsten aber ist, dass die Ukrainer selbst glauben, dass sie dazu fähig sind", fügte Austin hinzu. Die USA spielen eine zentrale Rolle bei den Waffenlieferungen und anderen Hilfen für die Ukraine zur Verteidigung gegen den seit Februar laufenden russischen Angriffskrieg.
Cherson war von Russland gleich zu Beginn des Angriffskriegs erobert worden. Die Lage der russischen Truppen westlich des Flusses hat sich aber gleichzeitig mit der Annexion Ende September deutlich verschlechtert. Die ukrainischen Truppen haben systematisch die Nachschubwege der Russen über den Dnipro zerstört und rückten Anfang Oktober bei ihrer Gegenoffensive weiter auf die Stadt vor.