In den vergangenen Wochen hätten die russischen Bodentruppen in den meisten Frontabschnitten eine langfristig ausgerichtete, defensive Stellung eingenommen, berichtete das Verteidigungsministerium in London am Freitag.
Kiew (Kyjiw)/Moskau. Russland richtet sich in der Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste zunehmend auf die Verteidigung seiner Positionen ein. In den vergangenen Wochen hätten die russischen Bodentruppen in den meisten Frontabschnitten eine langfristig ausgerichtete, defensive Stellung eingenommen, berichtete das Verteidigungsministerium in London am Freitag. Im Gebiet Cherson habe Russland einige Truppen mit Reservisten aufgestockt.
"Dies liegt wahrscheinlich an einer realistischeren Einschätzung, dass die stark unterbesetzte, schlecht ausgebildete Truppe in der Ukraine derzeit nur zu defensiven Operationen fähig ist", hieß es im täglichen Bericht der Geheimdienste.
Truppen mit Reservisten aufgestockt
Russland habe einige Truppen entlang des Flusses Dnipro offenbar mit jüngst mobilisierten Reservisten aufgestockt. Allerdings seien die Einheiten zuletzt extrem schwach besetzt gewesen, hieß es aus dem Ministerium weiter. So hätten russische Kompanien im Gebiet Cherson im September nach Angaben russischer Offiziere aus sechs bis acht Mann bestanden. Normalerweise bestehe eine Kompanie aus etwa 100 Soldaten.
Unterdessen seien alle Zivilisten nach Angaben von Russland von der Region Cherson in von ihnen kontrolliertes Gebiet gebracht worden. Die Arbeit, die Bewohner von der rechten Uferseite des Flusses Dnipro wegzubringen, sei "abgeschlossen", erklärte der von Moskau eingesetzte Verwaltungschef der Halbinsel Krim, Sergej Aksjonow, im Onlinedienst Telegram. Die ukrainische Armee erklärte am Freitag, Moskaus "sogenannte Evakuierung" gehe weiter.
Die pro-russischen Behörden hatten kürzlich die Bewohner von Cherson aufgefordert, auf die linke Seite des Dnipro überzusetzen. Am Mittwoch erklärte der von Russland eingesetzte Verwaltungschef der Region Cherson, Wladimir Saldo, innerhalb einer Woche hätten mehr als 70.000 Zivilisten in der Region ihre Wohnungen verlassen. Die Ukraine verglich das russische Vorgehen mit den "Deportationen" der Sowjetzeit.