Ukraine-Krieg:

Halbe Million Flüchtlinge in Polen eingetroffen

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Michel: EU-Mitgliedsländer müssen solidarisch zusammenstehen.

Kiew/Moskau/Warschau. In Polen sind nach Regierungsangaben seit Beginn des Ukraine-Kriegs rund 500.000 Flüchtlinge aus dem Nachbarland angekommen. "Wir sind verpflichtet, unseren Nachbarn zu helfen, und wir tun es auch. Wir haben einen humanitären Korridor eingerichtet, wir haben alle Verfahren beschleunigt, die wir von unserer Seite aus beschleunigen konnten", sagte Morawiecki am Mittwoch vor einem gemeinsamen Besuch mit EU-Ratspräsident Charles Michel am Grenzübergang Korczowa.

Michel sagte, die EU-Mitgliedsländer müssten solidarisch zusammenstehen, die Ukrainer aufnehmen und humanitäre Unterstützung leisten. "Polen hilft allen Menschen, die vor dem Krieg fliehen, allen Kriegsflüchtlingen, egal, aus welchem Herkunftsland sie kommen", sagte Morawiecki. Alle würden gleich behandelt. Er warnte, man solle russischen Propagandakampagnen über das Vorgehen an der Grenze keinen Glauben schenken. "Wir haben Tausende von Beweisen und Zeugnissen für alle diese Situationen."

Videos mit Szenen an der polnisch-ukrainischen Grenze

In sozialen Medien hatten kürzlich Videos mit Szenen an der polnisch-ukrainischen Grenze die Runde gemacht, die nicht nur in Afrika für Empörung sorgten. Einige afrikanische Flüchtlinge hatten den Vorwurf erhoben, auf ukrainischer Seite tagelang in bitterer Kälte und ohne Versorgung von Grenzbeamten rüde am Passieren der Grenze gehindert worden zu sein, während weiße Flüchtlinge sie passieren konnten. Die Vorwürfe bezogen sich zum Teil auch auf die Abfertigung durch den polnischen Grenzschutz.

"Manipulierte Fotos und Videos werden in sozialen Medien zirkuliert, um das Ansehen von Polen und der Ukraine zu beschmutzen", erklärte die polnische Regierung. Alle Ausländer, die vor dem Krieg in der Ukraine fliehen würden, seien in Polen willkommen. Allein am Mittwoch seien neben 88.232 Staatsbürgern der Ukraine auch 1308 indische, 1253 usbekische, 311 nigerianische, 293 syrische und 267 marokkanische Staatsangehörige abgefertigt worden.

Vize-Innenminister Maciej Wasik äußerte indes die Erwartung, dass fast alle der nach Polen geflohenen Ukrainer zunächst in dem Land bleiben wollen. "Wenn es um die Ukrainer geht, dann wollen 98 Prozent von ihnen in Polen bleiben, um möglichst schnell wieder in ihr Land zurückkehren zu können", sagte Wasik am Mittwoch dem Portal Wpolsce.pl. Für Flüchtlinge aus Drittländern sei Polen dagegen meist nur ein Zwischenstopp. "Ein Teil will nach Deutschland reisen."

Papst Franziskus dankt den Polen

Papst Franziskus hat den Polen für ihr großes Engagement für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine gedankt. "Ihr habt als erste die Ukraine unterstützt, indem ihr eure Grenzen, eure Herzen und die Türen eurer Häuser geöffnet habt für die Ukrainer, die vor dem Krieg fliehen", sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche bei der Generalaudienz am Mittwoch im Vatikan. "Ihr gebt jenen all das Nötigste, damit sie in Würde leben können in diesem dramatischen Moment. Ich bin euch dafür zutiefst dankbar", sagte der Pontifex.

Hunderttausende Menschen aus der Ukraine suchen Schutz vor dem Krieg. Bis Dienstag waren nach Angaben der Vereinten Nationen bereits 677.000 Menschen vor den russischen Angriffen aus dem Land geflohen. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR stellt sich auf bis zu vier Millionen Flüchtende ein. Nicht alle wollen in den Nachbarländern bleiben. Das deutsche Innenministerium zählte zuletzt 5000 registrierte Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland. Da an den EU-Binnengrenzen keine Grenzkontrollen stattfinden, könnte die Zahl aber schon wesentlich höher sein. In der Bevölkerung wächst die Solidarität.

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