Das neue Verfahren sei intransparent und benachteilige christliche Gemeinden.
Das ägyptische Parlament hat eine neue gesetzliche Grundlage zum Bau von Kirchen geschaffen. Das am Dienstag mit Zwei-Drittel-Mehrheit verabschiedete Gesetz erlegt es den christlichen Gemeinden auf, beim Gouverneur der jeweiligen Provinz eine Erlaubnis zum Kirchenbau einzuholen.
Der Gouverneur muss binnen vier Monaten über den Antrag entscheiden. Gegen eine Ablehnung kann Einspruch vor Gericht eingelegt werden.
Benachteiligung
Kritiker bemängeln, dass das neue Verfahren intransparent sei und christliche Gemeinden im Vergleich zu Muslimen benachteilige. Der Bau von Kirchen ist ein sensibles Thema im mehrheitlich muslimischen Ägypten. Die koptische Minderheit sieht sich immer wieder gewaltsamen Übergriffen ausgesetzt, Gerüchte über den angeblichen Bau von Kirchen haben in den vergangenen Jahren in mehreren Orten wütende Proteste von Muslimen hervorgerufen.
Bisher wurde der Bau von Kirchen in Ägypten auf Grundlage eines Ministererlasses aus dem Jahr 1934 geregelt. Christliche Gemeinden beklagen, dass ihre Bauanträge oft ignoriert würden, weil die Behörden den Zorn muslimischer Bürger fürchteten.
Zehn Prozent Christen
Das neue Gesetz wurde von der Regierung in Zusammenarbeit mit Vertretern der koptischen Kirche ausgearbeitet. Christliche Kritiker monieren, dass die Regelungen zum Bau neuer Moscheen lockerer seien. Sie hatten ein Gesetz zum Bau von Gebetsstätten vorgeschlagen, das für Kirchen und Moscheen gleichermaßen gelten sollte. Der Anteil der Christen unter Ägyptens rund 90 Millionen Einwohnern wird auf etwa zehn Prozent geschätzt.