Aufstand in Syrien

Unser Heer im Syrien-Einsatz

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Blauhelme: 377 Mann sind in der Kampfzone stationiert.

Das syrische Regime geht mit Panzer-Gewalt gegen Aufständische vor. Weitet sich der Konflikt aus, sind auch 377 Austro-Blauhelme am Golan betroffen.

Golan
Dienstag sind Tausende Soldaten der syrischen Armee und paramilitärische Einheiten ins Zentrum von Daraa einmarschiert, der Hochburg der Regimegegner. Es kam zu Massenverhaftungen und schweren Auseinandersetzungen. Gleichzeitig gingen auch in anderen Städten die Proteste weiter.

USA: Sanktionen
Fast 500 Tote hat der Kampf gegen das diktatorische Machtsystem gefordert, 350 am Karfreitag. Die USA haben mit Sanktionen gedroht und ihre Staatsbürger aufgefordert, Syrien zu verlassen. Deutschland hat Botschaftspersonal abgezogen: „Eine Destabilisierung des Assad-Regimes“, warnt Nahost-Experte Peter Scholl-Latour, „könnte zu einer überregionalen Krise führen, in die Israel, Libanon und Jordanien involviert wären.“

Noch kein Alarm
Damit wäre auch Österreichs UN-Kontingent auf den Golan-Höhen mitten in einem Krieg. 377 Mann sind dort derzeit stationiert. 75 Kilometer lang und neun Kilometer breit ist der Grenzstreifen zwischen Syrien und Israel, der von den Österreichern kontrolliert wird. Die syrische Hauptstadt Damaskus und die Kampfzentren um Daraa und Duma sind kaum eine Autostunde entfernt: „Wir beobachten die Lage ganz genau“, sagt Oberst Michael Bauer vom Verteidigungsministerium.

Eine Alarmbereitschaft sei aber nicht ausgerufen worden: „Es besteht noch keine Bedrohung für unsere Soldaten, das Gebiet ist kaum bewohnt. Es kam bisher zu keinen Zwischenfällen.“ Man stehe in sehr engem Kontakt zum UN-Hauptquartier: „Schließlich sind unsere Männer dem UN-Kommando unterstellt, es liegen genaue Alarmpläne für den Krisenfall vor.“ Ein internationales Eingreifen in Syrien dürfte es in absehbarer Zeit nicht geben. Selbst Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy sagte: „Eine UN-Resolution wie im Fall Libyens wird in Syrien nicht so leicht zu bekommen sein.“
 

Nahost-Experte: "Überlasst Syrien seinem Schicksal"

Nahost-Experte Peter Scholl-Latour warnt in ÖSTERREICH vor einem internationalen Eingreifen in Syrien.

ÖSTERREICH: Wird der Westen auch in Syrien eingreifen?
Peter Scholl-Latour: Amerikaner und Europäer werden sich hüten, denn Syrien ist ein noch schwierigeres Terrain als Libyen. Weitet sich der Konflikt aus, könnten auch Nachbarländer wie Israel, Libanon und Jordanien involviert werden. Außerdem steht Syrien schon jetzt dem Iran sehr nahe. Ein Engagement der USA in Syrien würde Damaskus noch näher an Teheran und die Hisbollah herantreiben.


ÖSTERREICH: Wer sind die Demonstranten in Syrien?
Scholl-Latour: Das ist schwer zuzuordnen. Ich kann nicht abschätzen, welchen Rückhalt die Demokraten in der Bevölkerung wirklich haben. Es besteht natürlich die Gefahr, dass nach Assads Herrschaft irgendeine Form eines radikal sunnitischen Regimes an die Macht kommt. Zumindest stellen die Sunniten die Mehrheit dar. Wie gesagt – ich sehe kein Szenario, wie in Syrien mit einem Militäreinsatz etwas erreicht werden könnte.

ÖSTERREICH: Wie soll sich der Westen also verhalten?
Scholl-Latour: Im Grunde sollte man all diese Länder sich selbst überlassen, auch wenn das jetzt extrem grausam klingen mag.
 

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