Biden kam mit blauem Auge davon

US-Midterms: Trump-Tsunami blieb aus

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Die „rote Welle“ blieb aus. Das Ringen um die Mehrheit könnte in die Verlängerung gehen.

Washington. Präsident Joe Biden (79) hatte laut Umfragen bei den Zwischenwahlen für den Kongress eine deftige Niederlage befürchtet. Die Republikaner hofften auf eine „rote Welle“, gar einen „Tsunami“, eine wuchtige „Wahlwelle“, die sie an die Macht im Kongress spülen hätte sollen. Es kam anders: Selbst am Tag nach dem Mega-Wahltag waren die Machtverhältnisse im künftigen US-Kongress noch ungeklärt:

Bidens Demokraten haben Chancen, im Senat doch noch die Kontrolle zu behalten. Ausgezählt wurden noch Stimmen in Wahlthrillern in den Bundesstaaten Nevada und Arizona. In Georgia dürfte es am 6. Dezember gar eine Stichwahl geben zwischen dem Prediger Raphael Warnock und Ex-Football-Star Herschel Walker. Die Stichwahl könnte entscheiden, wer den Senat anführt.

Im Repräsentenantenhaus gab es statt der fast fix erwarteten Machtübernahme der Republikaner zunächst nur Hochrechnungen. NBC prognostizierte eine hauchdünne Mehrheit von 220 zu 215 Sitzen.

Wütende Frauen retteten Biden vor Niederlage

Zitterpartie. Biden hat die Wahl mit einem blauen Auge überstanden: Er wurde gerettet durch eine Wutwelle bei Frauen nach der brachialen Einschränkung der Abtreibungsrechte durch das ultrakonservative US-Höchstgericht. In „Exit Polls“ war „Abtreibung“ überraschend das Top-Thema Nr. 2, gleich hinter Wirtschaft.

Geholfen hat auch der Einsatz der Demokraten-Wunderwaffe Barack Obama im Wahlkampffinale.

Niederlage. Für Trump hingegen war es keine Triumph-Nacht: Er wollte sich den erhofften Republikaner-Erfolg an die Fahnen heften und den Schwung für sein Polit-Comeback mitnehmen. Nächsten Dienstag will er das Antreten für die Präsidentschaftswahlen offiziell machen.

Es kam anders. Trump sprach gleich wieder vom „Wahlschwindel“. Viele der von ihm unterstützten Kandidaten scheiterten. Er wird nun auch innerhalb der Republikaner angreifbar. Besonders von Florida-Gouverneur Ron DeSantis: Der wurde zum größten Republikaner-Sieger, als er bei seiner überwältigenden Wiederwahl die Demokraten in der liberalen Hochburg Miami weit hinter sich ließ (siehe rechts). Die Schlacht um 2024 hat begonnen: Zwischen Trump und Rivalen DeSantis könnten schon bald die Fetzen fliegen.

Angesichts der knappen Ergebnisses ist es aber auch möglich, dass Nancy Pelosi „Speakerin“ blieben könnte.

Herbert Bauernebel aus den USA

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