ÖSTERREICH-Reporter Herbert Bauernebel begleitete Hillary Clinton nach Florida.
Von ihren Anhängern lässt sich Hillary Clinton (69) feiern wie ein Rockstar. Ein Meer hochgestreckter Hände mit leuchtenden Smartphone-Schirmen umgibt die Demokratin in einer Freiluftarena in Fort Lauderdale. „Hillary! Hillary!“, skandieren sie, als ÖSTERREICH im wichtigen „Battleground“-Staat Florida die US-Wahlschacht begleitet.
Hillary peitscht die Menge auf, besonders mit härteren Attacken denn je gegen ihren Rivalen Donald Trump (70): Sie verdammt den Mogul als Frauenhasser, der die Finger niemals am Atomdrücker haben dürfe. Ihre Stimme überschlägt sich, sie hat sich heiser geschrien.
Vergewaltiger
Als ein Trump-Provokateur brüllt: „Bill ist ein Vergewaltiger!“, verliert sie die Contenance: „Diese finstere, hasserfüllte und gefährliche Vision für unser Land macht mich krank“, ruft sie. Die Wuttirade wird zu einem der bisher packendsten Momente des US-Wahlthrillers.
Umfrage
Aber die dramatische Szene ist auch ein Indiz hoher Nervosität – das Clinton-Camp verfällt wegen Trumps wilder Aufholjagd fast in Panik: Der Rechtsaußen ging nach der FBI-Bombe über neue Ermittlungen in Clintons E-Mail-Skandal zuletzt in einer ABC
Washington Post-Umfrage mit 46 zu 45 Prozent sogar in Führung.
Trump hat Wind im Rücken. Er pumpt 25 Millionen Dollar in eine TV-Werbeoffensive in 13 US-Staaten. Die Welt bangt, die Finanzmärkte beben: Dollar und US-Börsen gaben nach. Clinton aber hofft, dass sie den Vorsprung über die Ziellinie retten kann:
- Denn 26 Millionen US-Bürger haben bereits gewählt, doppelt so viele wie 2012. Hillary liege da vorne, heißt es.
- Auch wenn Trump alle Battleground-Staaten (Florida, Ohio etc.) gewinnt, schafft er keine Mehrheit bei den Wahlmännerstimmen. Er müsste ihr einen „Demokratenstaat“ wie Michigan wegschnappen. Hillary spielt hier Catenaccio: Mit frischem Geld sollen diese Festungen verteidigt werden.
Trump wiederum hofft mit immer absurderen Attacken gegen die „kriminellen Clintons“ auf einen Erdrutsch in letzter Sekunde.
Swing-State: Deshalb ist Florida so wichtig
- Ausgang offen.. Den gesamten Oktober lag Clinton in Florida vorne, teilweise um bis zu vier Prozentpunkten. Jüngste Umfragen zeigten aber einen leichten Vorsprung für Trump.
- Viele Stimmen. Besonders wichtig ist Florida deshalb, weil ein Sieg im Sonnenstaat 29 Wahlmännerstimmen bringt. Gewinnt Trump Florida, wird es ganz eng für Hillary.
- Intensiv-Wahlkampf. Beide Kandidaten reisten deshalb nach Florida zu Wahlkampfauftritten. Insgesamt werden bei der US-Wahl 538 Wahlmännerstimmen vergeben. Die Wahl ist entschieden, sobald ein Kandidat 270 Stimmen hat.
Swing States entscheiden die Wahl