Action contre la Faim: Die Situation vielerorts ist kurz vor der Hungersnot.
Ein Jahr nach Beginn der arabischen Militärintervention im Jemen hat die französische Hilfsorganisation Action contre la Faim eine gravierende Verschlechterung der humanitären Situation in dem Land beklagt.
Fehlende humanitäre Hilfe
"Die humanitäre Lage verschlechtert sich, die Hilfsorganisation können nicht länger den Bedarf der Bevölkerung decken", sagte die Mitarbeiterin Cristina Thevenot am Donnerstag nach einem Besuch in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
Im März 2015 seien 16 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen gewesen, heute seien es 21 Millionen und damit 80 Prozent der Bevölkerung, sagte Thevenot. In zehn der 21 Verwaltungseinheiten der Landes grenze die Situation an eine Hungersnot. Die Hilfsorganisationen seien in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt und ihre Mitarbeiter würden bedroht und festgenommen, sagte die Mitarbeiterin von Action contre la Faim.
Luftangriffe und Bodentruppen
Saudi-Arabien war Ende März 2015 an der Spitze einer arabischen Militärkoalition im Jemen mit Luftangriffen interveniert, nachdem die schiitischen Huthi-Rebellen und ihre Verbündeten in der Armee Sanaa und weitere Landesteile unter ihre Kontrolle gebracht und den international anerkannten Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi zur Flucht nach Saudi-Arabien gezwungen hatten.
Im Sommer schickte Riad auch Bodentruppen, doch kontrollieren die Rebellen noch immer die Hauptstadt. Nach UN-Schätzungen starben in dem Konflikt mehr als 6.100 Menschen, die Hälfte davon Zivilisten. Die Kämpfe zwangen 2,5 Millionen Menschen zur Flucht aus ihren Häusern. Laut Action contre la Faim leben die meisten nicht in Lagern sondern in Gebieten, wo sie zwar sicherer sind, aber keine ausreichende Versorgung haben.