Vier Polizisten getötet

Das ist der Messer-Attentäter von Paris

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Im Zuge der Ermittlungen rund um den mutmaßlichen Terror-Anschlag in Frankreichs Hauptstadt, wurde auch ein USB-Stick mit IS-Videos sichergestellt.

Der Tatverdächtige im Fall der tödlichen Messerattacke im Pariser Polizeihauptquartier hat den Ermittlern zufolge mit mutmaßlichen Salafisten Kontakt gehabt. Mickaël Harpon
sei vor rund zehn Jahren zum Islam konvertiert und Anhänger einer radikalen Interpretation der Religion gewesen, sagte Chefermittler Jean-François Ricard am Samstag bei einer Pressekonferenz in Paris.

Der 45-Jährige habe vor der Tat außerdem per Mobiltelefon ausschließlich religiöse Nachrichten mit seiner Ehefrau ausgetauscht. Diese sei den Ermittlern nicht als terrorverdächtig bekannt. Der Angreifer habe auch wegen seines Glaubens seine Kleidungsgewohnheiten umgestellt, den Kontakt zu Frauen geändert und gegenüber einem Kollegen Zustimmung zu dem islamistischen Attentat auf das Satiremagazin "Charlie Hebdo" im Jänner 2015 geäußert.

USB-Stick mit IS-Videos sichergestellt

Unmittelbar vor der Tat habe Harpon zwei Messer gekauft, eines aus Metall und eines aus Keramik. Seine Bluttat habe nur wenige Minuten gedauert, bis er von einem Polizisten erschossen worden sei. Der Angreifer war nach Angaben des Chefermittlers mit extremer Gewalt vorgegangen - das habe auch die Obduktion der Opfer gezeigt.

In seinem Zuhause stellten die Ermittler mittlerweile einen USB-Stick sicher. Laut "Parisien" sollen sich darauf nicht nur persönliche Daten seiner Kollegen, sondern auch IS-Propaganda darauf befunden haben.
 

Das ist der Messer-Attentäter von Paris
© AFP/APA

Anti-Terror-Fahnder haben Ermittlungen übernommen

Die Anti-Terror-Fahnder der Staatsanwaltschaft hatten am Freitag die Ermittlungen übernommen. Der 45 Jahre alte Mitarbeiter des Polizeihauptquartiers im Herzen von Paris tötete am Donnerstag vier seiner Kollegen mit einem Messer. Bei den Opfern handelt es um drei Männer und eine Frau. Die Messerattacke in der Polizeipräfektur hat in Frankreich Entsetzen und Trauer ausgelöst.

Das ist der Messer-Attentäter von Paris
© Screenshot Youtube

Terror-Verdacht vertuscht? Druck auf Innenminister Castaner wächst

Indes steht Frankreichs Innenminister Christophe Castaner unter Rechtfertigungsdruck. Ihm wird vorgeworfen, Anzeichen einer Radikalisierung des Messerangreifers unter Verschluss gehalten zu haben. Am Montag forderte Castaner, solchen Anzeichen innerhalb der Polizei künftig genauer nachzugehen. Am Dienstag muss der Minister vor einer Delegation des Parlaments Rede und Antwort stehen. Am Donnerstag steht eine Erklärung vor dem Rechtsausschuss des Senats an. Oppositionspolitiker fordern seinen Rücktritt.

Castaner gestand zwar Fehler ein, wies Rücktrittsforderungen aber zurück. Er sagte dem Radiosender France Inter, in den Akten des 45 Jahre alten Tatverdächtigen habe es keinerlei Spur gegeben. Der Angreifer wurde nach der Tat von einem Polizisten erschossen. In dem Fall habe es eine "staatliche Funktionsstörung" gegeben. Von einem Staatsskandal sei jedoch nicht die Rede. Der erste Fehler sei gewesen, dass es keine Meldung einer Auffälligkeit des Mannes gab, so Castaner. Derzeit deute nichts darauf hin, dass es sich um ein organisiertes System innerhalb der Polizei handle.

Angreifer arbeitete in Abteilung für Terrorabwehr

"Ich sprach auf der Grundlage der Beweise, die wir in der Akte hatten", sagte Castaner. Er habe die Wahrheit gesagt. Er wünsche sich, dass künftig jeder Warnhinweis auf eine Radikalisierung automatisch gemeldet und vermerkt werde.

Der Täter Hapron hatte als Informatiker in einer Abteilung des Polizeihauptquartiers gearbeitet, wo es auch um Terrorabwehr ging. In Frankreich wird nun diskutiert, wie dies möglich war. Die Opposition sieht Castaner geschwächt. Er habe jede Glaubwürdigkeit verloren, um seine Aufgabe zu erfüllen, erklärte der konservative Abgeordnete Éric Ciotti. Castaner war häufig mit Rücktrittsforderung konfrontiert. So wurde ihm vorgeworfen, die Ausschreitungen der Gelbwesten" nicht im Griff gehabt und nicht genug zur Aufklärung des Todes eines jungen Mannes bei einem Polizeieinsatz getan zu haben.

Am Dienstag will Präsident Emmanuel Macron der Opfer des Anschlags gedenken. Bei der Polizeipräfektur auf der Seine-Insel Île de la Cité soll es eine Trauerfeier geben.




 

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