Ministerin im Interview

Oberhauser: 
"Freue mich, wieder 
im Parlament zu sein"

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SP-Frauenministerin Sabine Oberhauser im Interview über den Wahlsieg von Trump.

ÖSTERREICH: Sie haben gesagt, Sie seien erschüttert über den Wahlsieg Trumps.

Sabine Oberhauser: Ich wollte mir wahrscheinlich nicht vorstellen, dass es ihm gelingen könnte, die Wahl zu gewinnen. Alle Umfragen haben Clinton als Favoritin gesehen. Es macht mich nachdenklich, dass es jemandem, der so offen sexistisch, rassistisch und gewaltverherrlichend ist, gelingt, eine so wichtige Wahl zu gewinnen.

ÖSTERREICH: War die Zeit doch noch nicht reif für eine Frau an der Spitze der USA?

Oberhauser: Die Nominierung Clintons war ein historischer Schritt für Frauen, aber man darf das nicht auf die ­Geschlechterfrage beschränken. Das hat sicher auch eine Rolle gespielt. Ich glaube aber, dass Clinton deshalb verloren hat, weil sie für die Menschen genau das System repräsentiert, dem sie nicht mehr vertrauen. Das liegt ­sicher an der ungerechten Verteilung von Vermögen, die viele am eigenen Leib verspüren. Dafür hat sie offenbar keine Lösungen geboten.

ÖSTERREICH: Er hatte auch weibliche Wähler. Warum stimmt eine Frau für Trump?

Oberhauser: Frau sein allein schützt nicht vor sexistischen oder rassistischen Ansichten. Es wäre aber zu einfach, zu sagen: Alle, die Trump gewählt haben, sind Sexisten oder Rassisten. Trump ist es eben gelungen, die republikanische Basis zu mobilisieren. Darunter sind auch zahlreiche Frauen der weißen Mittel- und Oberschicht.

ÖSTERREICH: Was bedeutet sein Sieg für die Frauen in den USA?

Oberhauser: Natürlich lässt sich nicht vollends abschätzen, wie Trump sein Amt anlegen wird, aber fortschrittliche Frauenpolitik ist nicht zu erwarten. Ein Beispiel ist das Recht auf Schwangerschaftsabbruch, das die Republikaner Frauen absprechen wollen.

ÖSTERREICH: Wäre so etwas auch bei uns denkbar – Comeback der Chauvinisten?

Oberhauser: Es gibt ja ähnliche Tendenzen in Europa. Deshalb ist es wichtig, dass es den Sozialdemokraten in Europa gelingt, Alternativen anzubieten. Sonst überlassen wir die, die sich von uns nicht vertreten fühlen, den Rechten.

ÖSTERREICH: Zu einem anderen Thema: Sie haben ihr „Comeback“ im Parlament „gefeiert“. Wie geht es Ihnen jetzt?

Oberhauser: Ich habe mich wahnsinnig gefreut, wieder im Plenum sein zu können. Für mich ist es nicht leicht, parlamentarische Abläufe nur zu Hause vor dem TV zu verfolgen, weil mir meine Arbeit Spaß macht. Ich bin körperlich noch etwas schwach, aber ich werde versuchen, meinen Verpflichtungen als Ministerin weiter bestmöglich nachzukommen.(fis)

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