Entsetzen über zunehmende Gewalt von Jugendbanden.
In Neapel wächst die Angst vor Jugendbanden, die ganze Stadtviertel terrorisieren. Für einen Aufschrei sorgte der Fall dreier Minderjähriger, die wegen des Mordes an einem U-Bahn-Aufseher festgenommen worden sind.
Die drei Jugendlichen im Alter von 15 bis 17 Jahren hatten am 3. März einen U-Bahn-Aufseher mit Stöcken angegriffen und auf ihn eingeschlagen, um ihm die Pistole zu stehlen. Der Mann hatte nicht nachgegeben und die Waffe nicht herausgegeben. Die Minderjährigen flüchteten und ließen das schwer verletzte Opfer liegen. Am Donnerstag erlag der Mann im Krankenhaus seinen Verletzungen.
Mithilfe der Aufnahmen von Videoüberwachungskameras konnte die Polizei die drei Täter identifizieren. Die drei Schulabbrecher gestanden den Angriff, berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" am Sonntag. Sie wollten die Pistole stehlen und verkaufen. Die drei zeigten keine Reue.
"Hintergrund dieser Gewalt sind gravierende soziale Probleme in der Stadt", sagte Neapels Polizeichef Antonio De Jesu, der die Ermittlungen in diesem Fall führte. Im Jänner waren neun Jugendliche in Neapel gefasst worden. Sie hatten einen 15-Jährigen am 12. Jänner außerhalb einer Metro-Station grundlos so schlimm zusammengeschlagen, dass dessen Milz in einer Notoperation entfernt werden musste.
Die sogenannten Baby-Gangs, deren minderjährige Mitglieder strafunmündig sind, werden in Neapel immer mehr zum Problem. In der Dunkelheit rasen Burschen mit Motorrädern durch die Gassen und schießen teilweise mit Kalaschnikow-Sturmgewehren um sich. Auch Unbeteiligte geraten dabei in Gefahr.
Nach Angaben der humanitären Organisation "Save the Children" verlassen 18 Prozent der Kinder in Neapel ohne Abschluss die Schule. 27,5 Prozent leben in Armut. Viele von ihnen stellen sich in den Dienst der Camorra, der Mafia in Neapel. Die italienische Regierung arbeitet an einem Plan, um die Zahl der Schulabbrecher zu vermindern.