Drama im Eis

Schiffbrüchige heirateten unter Todesangst in Antarktis

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Zwei Passagiere der havarierten "MV Explorer" heirateten unter Todesangst: Im Rettungsboot gaben sie sich das Ja-Wort.

Der eisigen Kälte der Antarktis und ihrer Todesangst haben zwei Passagiere der untergegangenen "MV Explorer" den glücklichsten Augenblick ihres Lebens entgegengesetzt: Im schwankenden Rettungsboot, umgeben von Eisschollen, gaben einander die Dänen Jan Henkel und Mette Larsen - den Liebenden der "Titanic" gleich - symbolisch das Ja-Wort.

Die "Explorer" war am Freitag etwa 15 Stunden nach der Kollision in den eisigen Fluten der Antarktis gesunken. Das Wrack liege in 1.100 Metern Tiefe, teilte die Marine mit. Größere Umweltschäden seien nicht zu befürchten.

Ursprünglich war dieser besondere Moment für den Zeitpunkt vorgesehen, an dem das Paar gemeinsam seinen Fuß auf die Antarktis setzt. "Aber es war nicht sicher, ob wir dort ankommen würden", erklärte Henkel die Spontanheirat. "Also dachten wir, dass wir uns im Boot ablenken und einen Moment des Glücks erleben könnten."

Und tatsächlich nahm das Schicksal des 42-jährigen Henkel und der 29-jährigen Larsen, die seit zweieinhalb Jahren ein Paar sind, eine glückliche Wendung: Sie wurden gerettet und betraten als erste der 77 ausgeflogenen Schiffbrüchigen am Samstag chilenischen Boden.

Glückliches Endes für alle Passagiere
Mehr als zwei Tage nach dem Untergang des Kreuzfahrtschiffes "MV Explorer" hat das Drama im Eismeer am Sonntag ein glückliches Ende genommen. Alle 154 Passagiere und Besatzungsmitglieder des nach der Kollision mit einem Eisberg gesunkenen Urlauberschiffes konnten aus der Antarktis nach Chile ausgeflogen werden.

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© AP

(c) AP

Eisige Temperaturen
Für die Schiffbrüchigen war das Warten in den Rettungsbooten die wohl beängstigendste Zeit. Vier Stunden mussten sie in den offenen Booten zwischen Treibeis ausharren, ehe das zu Hilfe geeilte norwegische Kreuzfahrtschiff "NordNorge" sie aufnahm. Wäre bei diesen Temperaturen jemand über Bord gegangen, hätte er nur wenige Minuten in dem eiskalten Wasser überlebt. Bei Lufttemperaturen und eisigem Spritzwasser war es nach Angaben von Geretteten trotz warmer und wetterfester Kleidung bitterkalt.

Vom Augenblick der Kollision berichtete die argentinische Reisebegleiterin Andrea Salas: "Die Erschütterung war gar nicht so auffällig, weil das Schiff ja dauernd mit kleineren Eisbrocken zusammenstieß. Erst als Passagiere mit dem Schrei "Wasser" aus den unteren Decks nach oben stürzten, wurde uns klar, dass etwas passiert war", sagte die junge Frau. Die Passagiere seien unglaublich diszipliniert gewesen und hätten alle Anweisungen ohne Panik befolgt. Die "NordNorge" brachte die Schiffbrüchigen zunächst zur King-George- Insel. Dort wurden sie von einer chilenischen und einer uruguayischen Basis aufgenommen bis sie ausgeflogen werden konnten.

Die "Explorer", die in Seefahrtskreisen sehr bekannt war und als das "kleine rote Schiff" bezeichnet wurde, gehörte zu dem kanadischen Reiseveranstalter Gap Adventures. Sie war nahe der Südlichen Shetlandinseln unterwegs. Immer mehr Touristen fahren dorthin, um die atemberaubende Eislandschaft zu genießen.

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Gerettete Besatzungsmitglieder der "Explorer"

Die "Explorer" kurz vor ihrem Untergang

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Der Katastrophe entronnen

Rettungsinseln im Packeis