Dresden

Angeklagter ersticht Zeugin im Gericht

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Der 28-jährige Täter wurde sofort überwältigt.

Schockierende Bluttat im Gerichtssaal: Mitten in einer laufenden Verhandlung hat ein Angeklagter in Dresden am Mittwoch eine Zeugin erstochen. Der 28-Jährige, der wegen Beleidigung seines späteren Opfers vor dem Dresdner Landgericht stand, konnte von der Polizei überwältigt werden, dabei fiel ein Schuss, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Bei dem Vorfall wurden auch weitere Menschen verletzt, genaue Angaben dazu gab es zunächst nicht. Es soll sich um zwei Verletzte handeln, einer davon soll der Mann des 32-jährigen Todesopfers sein.

Auch Stunden nach der Tat konnte die Staatsanwaltschaft noch keine genaueren Angaben machen. Die Zeugen stünden noch unter Schock und seien nicht vernehmungsfähig, sagte Staatsanwalt Christian Avenarius. Fest stand zunächst nur, dass der 28-Jährige in der Berufungsverhandlung eines Prozesses, in dem er sich wegen Beleidigung der 32-Jährigen verantworten musste, gegen 10.30 Uhr unvermittelt mit einem Messer auf die Zeugin losging. Die Mutter eines Kindes erlag später ihren Verletzungen.

Die hinzugerufene Polizei konnte den 28-Jährigen überwältigen, er wurde am Nachmittag noch vernommen. Bei der Überwältigung fiel nach Angaben der Staatsanwaltschaft ein Schuss. Aus welcher Waffe er kam, blieb zunächst unklar. Gegen den 28-Jährigen wird nun wegen Totschlags ermittelt. Laut Avenarius war noch unklar, wann Haftbefehl gegen ihn erlassen wird.

"Bin völlig schockiert"
Der sächsische Justizminister Geert Mackenroth (CDU) traf am Mittag im Gericht ein, um sich ein Bild zu verschaffen. "Ich bin völlig schockiert", sagte er anschließend. Zu den genauen Hintergründen der Tat gebe es noch keine Erkenntnisse. Er sprach der Familie des Opfers sein tiefes Mitgefühl aus.

Wie AP aus Justizkreisen erfuhr, wurde der Ehemann des Opfers verletzt. Im Saal seien auch Kinder gewesen. Bei dem Täter handelt es sich demnach um einen Russlanddeutschen, das Opfer soll aus Ägypten stammen. Der Mann war vom Dresdner Amtsgericht im November 2008 zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Demnach hatte er die nun getötete Frau im August 2008 auf einem Spielplatz massiv beleidigt. Er soll sie unter anderem als "Terroristin" beleidigt haben.

Er war damals mit einem Kind seiner Schwester auf dem Spielplatz, die Frau war mit einem eigenen Kind dort. Sie hatte ihn nach Feststellungen des Amtsgerichts gebeten, eine Schaukel, auf der er saß, für ihr Kind freizugeben. Anschließend kam es zu der Beleidigung, über die nun in dem Berufungsverfahren erneut verhandelt werden sollte.

"Keinerlei Anzeichen"
Die Sprecherin des Landgerichts, Bettina Garmann, sagte, das Geschehen sei für alle noch unfassbar. Niemand habe damit rechnen können, dass es zu einer solchen Tat kommen könnte. "Es gab keinerlei Anzeichen für einen solchen Gewaltausbruch." Sie verwies darauf, dass der Mann nicht aus der Haft vorgeführt worden sei. Deswegen seien zum Tatzeitpunkt auch keine Sicherheitskräfte im Saal gewesen. Es habe auch keine Kontrollen gegeben. Im Dresdner Landgericht gibt es Sicherheitskontrollen nur im Einzelfall. Sie werden angeordnet, wenn es Hinweise auf mögliche Gefährdungen gibt. Der Tatort wurde abgesperrt.

Erst im April gab es in Landshut in Bayern eine Bluttat in einem Gericht. Nach jahrelangem Zwist um Geld erschoss dabei ein 60-Jähriger im Landgericht seine 48-jährige Schwägerin, verletzte deren Anwalt und eine zweite Schwägerin schwer und nahm sich mit einem Kopfschuss das Leben.

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