Empörung in Italien

Ex-Konzentrationslager soll Möbelhaus werden

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Historiker laufen Sturm gegen das Vorhaben, sie fordern die Errichtung eines Museums.

Das ehemalige Konzentrationslager in der Gemeinde Visco bei Udine, in dem die italienischen Faschisten im Jahr 1943 3.000 Slawen eingesperrt hatten, soll abgerissen und könnte in ein Möbelhaus umgewandelt werden. Dieser Plan der Gemeinde Visco, die nicht mehr für die hohen Kosten der Instandhaltung des Geländes aufkommen will, sorgt für heftigen Protest unter friaulischen Historikern und slowenischen Verbänden.

Das Konzentrationslager in der 800-Seelen-Gemeinde Visco an der slowenischen Grenze umfasst 130.000 Quadratmeter. Wo sich einst die Baracken der Deportierten befanden, werden heute Schlittenhunde dressiert. Das italienische Heer stationierte auf diesem Gelände bis 1996 seine Panzer. Das Konzentrationslager ist zum Großteil vergessen worden. Nur eine Tafel erinnert an diesem Ort an das KZ, in dem 3.000 Menschen, darunter 120 Kinder, gefangen gehalten wurden.

"Dieses Gelände ist verfallen, man muss zumindest einen Teil davon verkaufen", meinte der Vizebürgermeister von Visco. Pläne, nach denen die Gemeinde das Gelände einem Möbelhaus verkaufen könnte, sorgten für Empörung. Gegen die Veräußerung des Geländes stemmte sich auch der slowenische Schriftsteller Boris Pahor. Der 94-jährige Autor von "Nekropolis" warnte vor der Veräußerung des Geländes. "Dieses KZ hat eine Bedeutung, das über die Grenzen Italiens geht. Ich wurde in ein Nazi-Lager deportiert und ich kann sagen, die Deutschen halten die Erinnerung an diese Tragödie wach. Das muss auch in Friaul sein", so Pahor.

Empört zeigte sich auch der friaulische Historiker Ferruccio Tassini. "Viscos Konzentrationslager muss gerettet werden. Niemand würde ein Möbelhaus in Auschwitz bauen. Aus dem ganzen Balkan kommen Leute, um Visco zu besuchen. Hier könnte man ein Museum der Grenzen aufbauen", so Tassini.

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