Die Schulung für die "Mafia-Kinder" fängt im Alter von fünf Jahren an. Die Minderjährigen lernen Bomben zu legen und zu töten.
In der süditalienischen Region Kalabrien wächst die Angst um die Kinder: Immer mehr Minderjährige stehen im Dienst der 'Ndrangheta, der kalabresischen Mafia, die für den Sechsfach-Mord in Duisburg im August verantwortlich gemacht wird. Zu den Toten zählten zwei Burschen im Alter von 16 und 18 Jahren. Als Drogendealer werden schon Siebenjährige eingesetzt, warnen die Behörden. Viele begehen bereits als Jugendliche Überfälle und Diebstähle.
"Schule" beginnt mit fünf Jahren
"Die Schulung der
Kinder der 'Ndrangheta-Familien beginnt schon mit fünf Jahren. Mit 13 lernen
sie, Bomben zu legen, mit 16 töten sie. Die Jugendlichen bewahren sehr
starke Bande zur Familie und den Werten, die ihnen weiter gegeben werden",
berichtete das italienische Magazin "Panorama" am Freitag.
Schmerz als Zeichen von Schwäche
Zwischen 1990 und 2004
wurden in Kalabrien 82 Minderjährige wegen Mafia-Zugehörigkeit angezeigt.
Die meisten waren 16 und 17 Jahre alt. "Es handelt sich um Jugendliche, die
Gefühle und Schmerz stark kontrollieren können. Den Schmerz zu zeigen, ist
für sie Zeichen der Schwäche", berichtete Marianna Malara, die eine
Untersuchung durchgeführt hat, die im November als Dossier mit dem Titel
"Jugendliche und Mafia" veröffentlicht werden soll.
Füglen sich in Gruppe stark
"Die Kinder der Mafia fühlen
sich in ihrer Gruppe stark. Sie sind in den traditionellen Wurzeln ihrer
Familie verankert. Sie haben wenig Bedürfnis, neue Erfahrungen zu machen.
Sie nehmen die Strafanstalt, die in ihrem kriminellen Lebenslauf große
Bedeutung hat, als eine soziale Jugendanstalt. Sie lieben Markenkleider und
rauchen viel. Sie leben unter dem psychologischen Druck der Eltern und der
Organisation. Für sie ist es undenkbar, die Werte und die Tradition der
Familie zu verleugnen. In dieser Hinsicht sind sie untypische Teenager. Sie
sind gehorsam und absolut unrebellisch", betonte die Expertin.
Malara arbeitet an einem Projekt, um die Teenager in den von der 'Ndrangheta dominierten Provinzen Kalabriens länger in der Schule zu halten. "Wir wollen ihnen eine Alternative zur Straße geben", sagt die Expertin.