Zum Abschluss des Paulus-Jahres hat Papst Benedikt XVI. am Sonntag in Rom eine archäologische Sensation bekanntgegeben: das sogenannte Paulusgrab in Rom enthält vermutlich tatsächlich die Knochen des Apostels.
Nach dem sensationellen Fund von Knochenresten im Grab des Apostels Paulus soll sein Sarkophag unter dem Hauptaltar der römischen Basilika Sankt Paul vor den Mauern geöffnet werden. "Der Heilige Vater wird uns dies später gestatten, es wird aber eine lange und heikle Arbeit werden, denn es gilt, auch kleinste Schäden zu vermeiden", sagte der für die Basilika zuständige Kardinal Andrea Cordero Lanza di Montezemolo am Montag. Was die in dem Sarkophag entdeckten Stoff- und Knochenreste angeht, "so wussten wir das seit eineinhalb Jahren, aber es oblag allein dem Papst, das zu verkünden", erläuterte der Kardinal der römischen Tageszeitung "La Repubblica".
Benedikt XVI verkündet Sensationsfund
Papst Benedikt XVI.
hatte die archäologische Sensation am Sonntagabend zum Abschluss des
internationalen Paulus-Gedenkjahres feierlich verkündet: "In dem steinernen
Sarkophag, der niemals zuvor geöffnet wurde, sind mit Hilfe einer durch ein
winziges Loch eingeführten Sonde Stoff- und menschliche Knochenreste
entdeckt worden", sagte er. Während es sich bei dem Stoff um purpurnes, mit
Goldauflagen verziertes Leinen und blaue Fetzen handle, habe man mit einer
Analyse des radioaktiven Kohlenstoffgehalts (C-14-Methode) die Knochenreste
auf das 1. oder 2. Jahrhundert nach Christus datieren können, sagte der
Papst sichtlich bewegt in der abendlichen Predigt. Damit liege wohl der um
das Jahr 67 als Märtyrer gestorbene Apostel dort, wo man ihn vermutet habe:
In dem Sarkophag unter dem Altar der römischen Basilika.
"So scheint also zweifelsfrei festzustehen, dass es sich hierbei wirklich um die Reste des Apostels Paulus handelt", erläuterte der Papst am Vorabend des katholischen Hochfestes Peter und Paul. "Diese Entdeckung berührt uns zutiefst." Die Experten, die die Knochenreste untersucht haben, wussten nach Benedikts Worten nichts von ihrer Herkunft. Der Papst zog außerdem eine positive Bilanz des beendeten Paulus-Jahres zum 2000. Geburtstag des Völkerapostels.
Begegnung mit Jesus
Nach der Überlieferung war Paulus - oder
hebräisch: Saulus - Sohn reicher jüdischer Eltern. Nachdem er zunächst an
Christenverfolgungen teilgenommen hatte, veränderte dann eine wundersame
Begegnung mit dem auferstandenen Christus vor Damaskus sein Leben. Er wurde
Christ und Apostel und gilt zusammen mit Petrus als wichtigster
frühchristlicher Missionar. 67 soll er in der Nähe von Rom enthauptet und an
der Via Ostiense bestattet worden sein, wo dann im vierten Jahrhundert die
mächtige Basilika "San Paolo fuori le Mura" über seinem Grab gebaut wurde.
Vor 500 Jahren wurde die Krypta mit dem Sarkophag geschlossen. Die Kenntnis von dem genauen Ort des Grabes ging dann im Laufe der Jahre durch Umbauten, Restaurierungen und auch einen Brand verloren. Nach jahrelangen Bemühungen entdeckten die Archäologen schließlich 2005 einen römischen Sarkophag. Seit Ende 2006 ist das Paulus-Grab wieder der Öffentlichkeit zugänglich - ein kleines Fenster unter dem Altar gibt den Blick auf eine Seite des großen Steinsarkophags frei.