Ein Ehepaar wohnte ganze zwei Jahre lang im edlen „Nassauer Hof“, ohne dafür zu bezahlen. Der Mann ließ das Luxus-Hotel auf einer offenen Rechnung von ca. 230.000 Euro sitzen. Jetzt muss er wegen schweren Betrugs ganze drei Jahre und drei Monate ins Gefängnis.
Ein 60-jähriger Mann und seine Ehefrau schnorrten sich ganze zwei Jahre in einem Luxushotel durch. Mit diversen Lügen, falschen Hoffnungen und Drohungen kam er so lange damit durch. Nun erklärt die ehemalige Hoteldirektorin des „Nassauer Hofs“, Carla Lopes (53), im Zeugenstand, wie es überhaupt so weit kommen konnte.
Im Juli 2019 sind Roland H. (60), Ehefrau Michaela (60) und Hund in das Luxus-Hotel „Nassauer Hof“ gezogen. Vorerst ohne Probleme. Regelmäßig bezahlte Roland H. eine Rechnung von 5.600 Euro.
Schließlich blieb das Geld aber mehrere Wochen aus, sodass das Personal ein Gespräch mit dem Hotel-Gast suchte.
Die BILD zitiert die damalige Hotelchefin Lopes: „Da hat er gesagt, dass er Zahlungsschwierigkeiten habe, dass ein Prozess laufe und, dass er Krebs habe. Das Finanzamt habe seine Bankkarten geblockt. Das sei aber eine Sache von 2-3 Wochen, seine Anwälte seien dran“
Sie schenke ihm Glauben, schließlich hatte sich Roland H. als Vermögensverwalter vorgestellt. Zudem nahm er in sehr kurzer Zeit fast 30 Kilogramm ab.
„Ich habe ihm geglaubt, dass er Krebs hat. Er hat immer weiter seine Geschichten erzählt, Geld komme aus den USA, dort sei seine letzte Arbeitsstelle gewesen. Ich habe wirklich geglaubt, dass er das bezahlt. Er hatte Prada-Taschen, seine Frau war auch immer sehr elegant gekleidet.“, erklärt Lopes.
Bis Roland H. plötzlich andere Seite von sich zeigte
Doch aus Wochen wurden schließlich Monate. Und statt Scham, über das nicht bezahlte Geld, zeigte sich Roland H. sogar noch frech. So legte der angebliche Vermögensverwalter permanent, teilweise sogar mehrmals täglich, wegen allen möglichen Dingen, Beschwerde ein: Mal passte ihm das Essen nicht, mal seien die Zimmer schlecht, dann wieder seien die Mitarbeiter unfreundlich.
Dabei sicherte er sich sogar angebliche Beweisfotos mit vermeintlichen Mängeln: So soll er im Salat einen Wurm gefunden haben, dann war der Abfluss mit Haaren verstopft, Staub und Flecken störten ihn, es sollen Kakerlaken im Zimmer gewesen sein und auch Corona-Vorschriften sollen nicht eingehalten worden sein.
Diese Bilder sollten eine Absicherung sein, schließlich hatte er Lopes, nachdem sie ihn auf die Zahlungsrückstände angesprochen habe, gedroht, „eine Bombe platzen zu lassen“.
Lopes erinnert sich gut an die Erpressung: „Er sagte, ich muss ihm jetzt helfen, denn schließlich hilft er auch dem Nassauer Hof – indem er nicht zur Presse geht und erzählt, wie schlecht es hier ist, alles auf Facebook und Tripadvisor postet. Er kenne viele einflussreiche Leute, wolle uns sonst das Haus schließen. Der hat uns als Unternehmen erpresst.“
Im Frühjahr verlor Lopes den Glauben an den Geschichten von Roland H. Ihr Plan: Sein Rauswurf. Dafür brauchte sich allerdings eine Genehmigung von der Geschäftsführung und von der Seite kam lange nichts.
Nach zwei Jahren gelang der Rauswurf
Letztlich gelang es ihnen, Roland H. samt Ehefrau und Hund aus dem Hotel zu werden. Besonders frech: Roland H. wollte sich vom Personal die Koffer tragen lassen.
„Das ist das Gehabe eines ziemlich guten Betrügers, mit Frechheit, Dreistigkeit und Gebaren.“, beschreibt Lopes die Situation und wendet sich an den Betrüger Roland H. „Sie meinen ja immer noch, Sie hätten irgendwie recht. Meinen, Sie müssten eine Kakerlake gegen 200 000 Euro aufrechnen können.“
Und tatsächlich: Auch die Richterin Doris von Weder will Roland H. von seiner "Unschuld" überzeugen und legt die besagten Fotos vor. Die Reaktion von ihr: „Herr H., man sieht darauf Dreck, aber nicht, woher der ist!“, zitiert die BILD.
Roland H. von seiner Meinung überzeugt
Auch alle anderen Beschwerden konnten nicht bestätigt werden. Stattdessen meint Von Weder: „Das erinnert an Felix Krull, der konnte aber noch nicht mit Facebook drohen. So einen dreisten Betrügerfall habe ich noch nicht gehabt.“
Und Roland H? Von Reue keine Spur, stattdessen schüttelte er den Kopf, verdrehte die Augen und regte sich auf: „Wahnsinn, Wahnsinn …“
Ehefrau Michaela kommt übrigens problemlos davon! Da sie nichts unterschrieben hatte, trifft sie keine Schuld!