Vor Somalia

Piraten-Geiseldrama geht weiter

Teilen

Noch immer befindet sich ein Kapitän in Geiselhaft der Soldaten. Die USA verstärken die Militärpräsenz vor der Küste Somalias.

Das Geiseldrama vor der Küste Somalias geht weiter. Wie der US-Sender CNN am Samstag berichtete, nahmen Piraten mit gekaperten Schiffen Kurs auf das Rettungsboot, in dem vier Seeräuber US-Kapitän Richard Phillips rund 480 Kilometer vor der somalischen Küste gefangen halten. Unter den beteiligten Schiffen sei zunächst auch die von Piraten am 4. April gekaperte "Hansa Stavanger" mit fünf Deutschen und 19 weiteren Besatzungsmitgliedern gewesen.

Piraten von militärischer Überlegenheit abgeschreckt
Die Piraten hätten die "Hansa Stavanger" wegen der US-Militärpräsenz nahe dem Rettungsboot allerdings wieder zurück in den somalischen Hafen Eyl gesteuert, wie CNN unter Berufung auf einen somalischen Journalisten berichtete. Die Piraten seien offenbar durch die US-Kriegsschiffe und deren militärische Überlegenheit abgeschreckt worden.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin wollte sich zu den Angaben nicht äußern. Der Krisenstab des Auswärtigen Amtes bemühe sich weiterhin intensiv um eine Lösung des Falles, sagte sie.

Ein US-Militärsprecher sagte laut CNN, das amerikanische Militär habe Funkgespräche der Piraten abgehört. Die Fregatte "USS Halyburton" mit Hubschraubern an Bord habe inzwischen das andere amerikanische Kriegsschiff "USS Bainbridge" im Piratengebiet erreicht. Ein drittes Kriegsschiff, die "USS Boxer" mit medizinischen Einrichtungen an Bord, werde binnen 24 Stunden in der Region südlich des Horns von Afrika eintreffen.

Gescheiterer Fluchversuch des Kapitäns
Die Piraten haben nach Angaben des US-Verteidigungsministeriums Kapitän Phillips nach dessen Fluchtversuch gefesselt. Der 53-Jährige hatte am Freitag mit einem Hechtsprung von dem Schiff fliehen wollen. Nach neuesten Angaben folgte ihm jedoch ein Seeräuber und zwang ihn zurück aufs Schiff. Bei der Aktion feuerten die Piraten nach US-Angaben auch Schüsse ab. Phillips werde von seinen Kidnappern an Bord des geschlossenen Fiberglasbootes streng bewacht.

FBI verhandelt mit Piraten
Den Seeräubern dürfte es nicht nur um Lösegeld, sondern vor allem um freies Geleit gehen. Auf dem Rettungsboot ist ihnen das Benzin ausgegangen. FBI-Experten sind in die Verhandlungen mit den Piraten eingeschaltet. Derzeit befindet sich noch ein Dutzend Schiffe mit mehr als 220 Besatzungsmitgliedern in der Hand somalischer Piraten.

Befreiung von Franzosen endete blutig
Blutig endete am Freitag die Befreiung von fünf Franzosen aus der Gewalt der Piraten: Eine der Geiseln und zwei Seeräuber wurden bei der Befreiungsaktion französischer Truppen getötet. Die drei anderen Piraten seien überwältigt worden, teilte der Präsidentenpalast in Paris mit. Bereits im vergangenen Jahr hatten französische Truppen eine von Piraten gekaperte Luxusjacht gewaltsam befreit und dabei mehrere Seeräuber festgenommen.

Die Bundesregierung hatte Medienberichten zufolge eine Befreiung der "Hansa Stavanger" durch die Eliteeinheit GSG 9 erwogen. Nach Angaben des Magazins "Der Spiegel" scheiterte die Aktion aber daran, dass die Seeräuber das Containerschiff der Hamburger Reederei "Leonhardt und Blumberg" zu schnell zu ihrem Stützpunkt in der Bucht von Harardere an der somalischen Küste brachten. Laut "Focus" kam es zudem zu einem Zuständigkeitsstreit zwischen dem Bundesinnenministerium und dem Verteidigungsministerium.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.