Fall Maddie

Portugiesischer Chefermittler nach Kritik abgesetzt

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Der portugiesische Chefermittler im Fall der vermissten Madeleine, Goncalo Amaral, ist nach Vorwürfen gegen die britische Polizei und die Eltern des Mädchens abgesetzt worden.

Dies habe die portugiesische Polizeiführung am Dienstag entschieden, berichteten die Lissaboner Zeitung "Publico" und der Fernsehsender SIC auf ihren Internetseiten.

Harte Kritik an McCanns
Der Beamte hatte dem Ehepaar McCann zur Last gelegt, falsche Spuren zu legen und die Ermittler in die Irre zu führen. "Die britische Polizei geht bisher nur den Hinweisen nach, die dem Ehepaar McCann in den Kram passen", sagte der Kriminalbeamte der Zeitung "Diario de Noticias".

Zimmermädchen für Verschwinden verantwortlich
Der Leiter der Kriminalpolizei in der südportugiesischen Stadt Portimao bezog sich damit auf britische Presseberichte über ein anonymes E-Mail, die das Büro von Kronprinz Charles erhalten hatte. In dem Schreiben wurde die Theorie verbreitet, Madeleine sei von einem Zimmermädchen aus der Ferienwohnung der Eltern an der Algarve-Küste gekidnappt worden.

"Erfindung der McCanns"
Amaral beschuldigte das Ehepaar Gerry und Kate McCann, hinter diesem E-Mail zu stecken. "Jeder kann sich denken, woher das E-Mail stammt", sagte der Beamte. "Die Geschichte mit der Entführung durch ein Kindermädchen ist eine weitere Erfindung der McCanns."

Portugiesen kritisieren britische Polizei und McCanns
Der Beamte warf seinen britischen Kollegen vor, solchen - in Portugal als völlig unglaubwürdig eingestuften - Hinweisen nachzugehen. "Die Ermittler in Großbritannien vergessen, dass die Eltern im Verdacht stehen, mit dem Tod ihrer Tochter zu tun gehabt zu haben." Zuvor hatte bereits die Gewerkschaft der portugiesischen Kriminalbeamten den McCanns zur Last gelegt, falsche Spuren zu legen und die Aufklärung des Falls zu behindern.

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Prinz Charles erhielt ein anonymes Email, das er sofort an Scotland Yard weiterleitete. Der brisante Inhalt: Ein ehemaliges Zimmermädchen der portugisieischen Hotelanlage soll die vierjährige Madeleine entführt haben. Die Ex-Angestellte wollte sich am Manager der Anlage rächen. Scotland Yard ist nun fieberhaft auf der Suche nach dem Absender des Emails. Prinz Charles dürfte das Email bekommen haben, weil er und seine Frau Camilla sich sehr für den Fall Maddie interessiert haben.

Detailierte Angaben
Es gab in den letzten Wochen hunderte verschieden Hinweise auf mögliche Aufenthaltsorte Maddies. Aber diese neue Spur unterscheidet sich vollkommen von den anderen. Die Polizei, zumindest die britische, will dem ganzen nachgehen, vor allem weil das Email sehr detailierte Angaben über den Fall enthält. Der Name des Kindermädchens, das aus Portugal stammen dürfte, ist bereits bekannt. Auch dass sie ihren Job im Streit verlor, nur der derzeitige Aufenthaltsort ist unbekannt. Was für die neue Theorie spricht: Zimmermädchen haben Zugang zu allen Räumen und ihre Dienstzimmer werden nicht von Videokameras überwacht.

Portugisiesche Polizei ist "Müll"
Trotz der neuen Spur hält die portugiesiesche Polizei an den McCanns als Verdächtige fest. Ausserdem hat diese das Personal für die Suche nach Maddie stark eingeschänkt. Inzwischen arbeiten nur mehr 20 Polizisten an dem Fall. Das bringt vor allem die britische Öffentlichkeit in Rage. Millionär Branson, der die McCanns auch finanziell unterstützt, bezeichnete die portugisieische Polizei als "Müll".

Neue Theorien auch in Portugal
Auch in Portugal gibt es eine neue Theorie. Die McCanns sind immer neuen Vorwürfen von seiten der Polizei ausgesetzt. Ein Polizeioffizier gab nun an, dass man sich in Portugal zu 100% sicher ist, dass Maddie die Treppe vor dem Appartment runtergestürzt ist und an den Folgen des Sturzes gestorben ist. Offen sei nur noch, wie die Leiche verschwand. Angeblich solllen Freunde Kate und Gerry geholfen haben, den Körper des Mädchens verschwinden zu lassen.

Die Eltern von Maddie sollen die Leiche des Mädchens in Spanien verscharrt haben, als sie dort waren, um Suchplakate aufzuhängen und zwar drei Monate nach dem Verschwinden der Kleinen. Ein britischer Kameramann war allerdings die ganze Zeit dabei. Trotzdem will die Polizei das Mietauto nochmal untersuchen, vor allem der Kilometerstand sei verdächtig. Besonders im näheren Umfeld der McCanns ist man über diese neuen Vorwürfe sehr empört.

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Portugiesische Kriminalpolizisten haben im Fall Madeleine scharfe Kritik am Verhalten der Eltern des vermissten britischen Mädchens geübt. "Seit dem Verschwinden ihrer Tochter verfolgen Gerry und Kate McCann die Strategie, fast täglich neue Fakten über die Medien verbreiten zu lassen", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der portugiesischen Kriminalbeamten (ASFIC), Carlos Anjos. "Sie verfolgen damit das Ziel, die Ermittlungen zu behindern und in falsche Richtungen zu leiten", sagte der Gewerkschaftschef der Zeitung "Diario de Noticias".

Das Blatt "Jornal de Noticias" berichtete am Montag, die Ermittler erwarteten wichtige Aufschlüsse von den Laborergebnissen aus Birmingham. Dies gelte vor allem von den Haaren, die hinter einem Sofa in der Ferienwohnung in Südportugal gefunden wurden, aus der Madeleine am 3. Mai spurlos verschwand.

Die Zeitung wies unter Berufung auf die Kriminalpolizei darauf hin, dass die Ermittler den Eltern nicht nur das Verstecken der Leiche ihrer Tochter, sondern auch das Vortäuschen einer Straftat zur Last legten. Damit sei die Behauptung der McCanns gemeint, dass die vierjährige Tochter entführt worden sei.

Die portugiesischen Ermittler gehen demgegenüber davon aus, dass Madeleine durch einen "Unglücksfall" in der Ferienwohnung zu Tode kam und die Eltern die Leiche versteckt haben. Die McCanns wurden von der portugiesischen Justiz offiziell als Verdächtige eingestuft.

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