Italien in Aufruhr

Protest gegen Hungertod einer Koma-Patientin

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Ein italienisches Gericht hat entschieden, dass die künstliche Ernährung einer Koma-Patientin nach 16 Jahren beendet werden darf. Das Urteil spaltet das Land.

Der Vater von Eluana Englaro hofft nun, dass seine Tochter in Frieden sterben kann. Doch das Urteil spaltet das Land, denn Eluana muss dafür verhungern und verdursten.

Der Präsident der italienischen Bischofskonferenz (CEI), Angelo Bagnasco, hat einen Appell an die Familie der Wachkoma-Patientin Eluana Englaro gerichtet, damit ihr der grauenvolle Tod erspart bleibe. "Es ist unmenschlich, einer noch lebenden Person die künstliche Ernährung zu entziehen und sie somit zum Tode zu verurteilen. Natürlich respektieren wir den Schmerz der Familie, doch das Leben muss bis zum Ende geschützt werden", sagte Bagnasco.

Autounfall löste Wachkoma aus
Eluanas Vater Beppino hatte vergangene Woche von einem Mailänder Berufungsgericht die Genehmigung zur Einstellung der künstlichen Ernährung bekommen, auf die seine Tochter seit 1992 angewiesen ist. Eluana war nach einem Autounfall ins Wachkoma gefallen.

Die Ärzte hatten bereits vor Jahren diagnostiziert, dass am Zustand der aus der norditalienischen Stadt Lecco stammenden Eluana keine Veränderungen zu erwarten seien. Ihr Vater hatte jahrelang vergeblich vor Gericht um die Erlaubnis gekämpft, die Ernährung beenden zu dürfen.

Heftige Kritik von Katholischer Kirche
Der Beschluss der Mailänder Richter löste kritische Reaktionen in katholischen Kreisen aus. "Die Gesellschaft der gesunden Menschen will nicht mehr die Fürsorge einer abhängigen Frau übernehmen und verurteilt sie zum Verdursten und Verhungern", argumentierte der katholische Verband "Scienza e Vita".

Vater sucht Sterbeklinik
Eluanas Vater meinte, man müsse der Natur erlauben, ihren natürlichen Verlauf fortzusetzen, der mit Therapien unterbrochen worden war, die Eluana zum permanenten Koma verurteilt hätten. "Eluanas Zustand ist unnatürlich, weil er nach einem medizinischen Eingriff entstanden ist. Mit Hilfe der Medizin wollen wir einen Ausweg aus dieser Situation finden, dabei jedoch stets die Menschenwürde berücksichtigen", sagte der Vater, der eine Klinik sucht, in der Eluana die Magensonde entfernt wird.

In den USA hatte vor drei Jahren ein ähnlicher Fall für heftige Debatten und Anteilnahme gesorgt. Terri Schindler Schiavo war nach einem Herzanfall 1990 ins Wachkoma gefallen und wurde seitdem künstlich ernährt. Ihr Mann Michael Schiavo, der inzwischen bereits mit einer anderen Frau liiert war, erreichte 2005 vor Gericht, dass Terri die Magensonde entfernt wurde. Die Eltern der Patientin kämpften zwar um das Leben ihrer Tochter, konnte sich jedoch letztlich nicht durchsetzen. Terri Schiavo starb am 31. März 2005, zwei Wochen nach Einstellung der Ernährung.

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