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Sarkozy: Züge müssen wieder fahren

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Probleme mit Loks sind offenbar baulicher Mangel.

Am Montag hat es Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy gereicht. Drei Tage hatte er sich angeschaut, wie nach dem Ausfall der Eurostar-Züge unter dem Ärmelkanal Zehntausende im Weihnachtsurlaub strandeten und in den Medien ihrer Empörung Luft machten. Der Staatschef bestellte Eurostar-Präsident Guillaume Pepy ein und ordnete die Wiederaufnahme des Betriebs ab Dienstag an. Damit macht der Präsident allerdings Tausende Passagiere zu Versuchskaninchen, solange das Problem mit den Eurostar-Lokomotiven nicht wirklich gelöst ist.

Kluge Entscheidung?
Der Ausfall der Züge sei für die Reisenden "unannehmbar" erklärte Sarkozy, nachdem er sich von Pépy Bericht erstatten ließ, der auch Chef der Staatsbahn SNCF ist. Pépy blieb nichts übrig, als den "Instruktionen" Sarkozys zu gehorchen. Die Frage ist, ob die schnelle Wiederaufnahme des Verkehrs die beste Lösung ist. Eurostar selbst fuhr bisher eine vorsichtige Linie und wollte sich noch am Montagvormittag nicht auf einen Termin festlegen.

Denn noch schlimmer als Zehntausende wartende Kunden wäre für das Unternehmen wohl, wenn erneut Hunderte oder Tausende im Tunnel steckenblieben. In der Nacht zum Samstag erlitten 2.000 Menschen dieses Schicksal. Stunden waren sie hundert Meter unter dem Meeresspiegel vielfach ohne Strom, Wasser und Nahrungsmittel in den Zügen eingesperrt.

Testzüge rollen
Eurostar wolle den Betrieb am Dienstag in der Früh "teilweise" wieder aufnehmen - aber nur, wenn die Versuche mit Testzügen "gut verlaufen", sagte der stellvertretende Eurostar-Chef Nicolas Petrovic. Die Passagiere dürften dann aber "keinen Betrieb von fantastischer Qualität" erwarten. Maximal könnten "zwei von drei Zügen" wieder fahren. Normal werde der Verkehr wohl erst nach Weihnachten wieder sein.

Am Montag fuhr Eurostar weiter mit Testzügen durch den 50 Kilometer langen Tunnel. Das Problem mit den Loks sei bekannt, sagte der Betriebsleiter von Eurotunnel, Pascal Sainson. Der auf den Zügen angesammelte Schnee schmelze bei der Fahrt in den rund 20 Grad wärmeren Tunnel und dringe "in das Lüftungssystem ein, wo er einen Kurzschluss im Motor erzeugt".

Schutzplatten funktionierten nicht
Das ist offenbar ein baulicher Mangel bei den Loks, die vom französischen Hersteller Alstom stammen. Es handle sich um einen "Fehler bei der aerodynamischen Formung der Luftöffnungen", die zur Kühlung der Motoren dienten, erklärten Wartungstechniker der Zeitung "Le Parisien". Die SNCF verwies darauf, dass an den Öffnungen schon vor Jahren Schutzplatten angebracht wurden. "Dieses Mal haben sie nicht funktioniert", sagte ein Sprecher.

Die Züge der Tunnelbetreibergesellschaft Eurotunnel, die Lastwagen, Busse und Autos samt ihren Passagieren transportieren, funktionieren. Die SNCF verwies darauf, dass die Eurotunnel-Züge praktisch nur im Inneren des Tunnels verkehrten und nicht wie die Eurostars bei jedem Wetter durch ganz Nordfrankreich rasen müssen. Der französische Wetterdienst sagte für Dienstag wieder Schnee voraus.

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