140.000 Euro Sozialleistungen kassiert

Sozialbetrug: Mutter zwang Kinder im Rollstuhl zu sitzen

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Eine 49-jährige Deutsche steht im Verdacht ihre Kinder als krank "verkauft" zu haben um zahlreiche Sozialleistungen und mediale Aufmerksamkeit zu erschleichen.

Lübeck. Als vermeintlich tragisches Familienschicksal inszenierte Maike B. (49) sich selbst und ihre Kinder in zahlreichen TV-Shows und Interviews. Bei einem Auftritt bei "SternTV" im März 2014 wurde sie sogar als selbstlose Mutter, die "Unglaubliches" für ihre schwer kranken Kinder leistet, dargestellt. Jetzt flog ihre Betrugsmasche auf.

Selbstinszenierung & Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom

Seit Montag steht die Mutter von fünf Kindern wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen und gewerbsmäßigen Betruges vor Gericht. Laut Anklageschrift soll Maike B. zwischen 2010 und 2016 Krankenkassen und Ämter mithilfe gefälschter medizinischer Gutachten um mehr als 140.000 Euro betrogen haben. Sie soll ihrem Sohn (10) und seiner Schwester (18) suggeriert haben an der Glasknochenkrankheit zu leiden. Ihrem zweitältesten, 15-jährigen, Sohn soll sie eingeredet haben er leide an Rheuma, sodass er – wie auch der älteste Sohn (17) – im Rollstuhl sitzen müsse. 

Die Folgen: unzählige Fehltage in der Schule, Abbau von Muskulatur und soziale Ausgrenzung.

Maximal 80 Schritte pro Tag

Im Jahr 2015 bekam die Horror-Mutter sogar einen Besuch des deutschen TV-Senders "RTL" abgestattet. Ein Jahr zuvor zierten sie und drei ihrer Kinder das Titelblatt einer Zeitschrift des "Bundesverbandes Rehabilitationen". Alles nur Show: ihren Kindern erlaubte Maike B. bloß 80 Schritte pro Tag zu gehen, um den Schein aufrecht zu halten, sie wären schwer krank. Laut Aussagen ihrer ältesten Tochter soll die Mutter hauptsächlich aus Verlangen nach Aufmerksamkeit gehandelt haben.

Tochter als Belastungszeugin

Die 27-jährige Tochter von Maike B. sagte gegen ihre Mutter vor Gericht aus. Auch ihr wollte die Horror-Mutter einreden, sie würde an der Glasknochenkrankheit leiden. Die damals 18-Jährige ließ sich jedoch eigenständig untersuchen, sodass ihr behandelnder Arzt die Krankheit ausschloss. Später brach die Tochter den Kontakt zu ihrer Mutter ab. 

Bei Besuchen von Gutachtern soll die Mutter die Kinder in den Rollstuhl gesetzt und ihnen vorgeschrieben haben, sie sollen besonders krank spielen. Als Belohnung soll es dafür Spielzeug und zahlreiche Versprechen gegeben haben. So die belastende Aussage der 27-jährigen Tochter.

Zwei der Söhne und die jüngere Tochter haben sich dazu entschieden nicht auszusagen.

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