Nach Unruhen

Boliviens Nachbarn stärken Morales

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Bolivien wird von einer Welle der Gewalt überrollt. Provinzen verlangen mehr Autonomie - und fordern den Rücktritt von Evo Morales.

Nach tagelangen blutigen Auseinandersetzungen zeichnet sich in Bolivien ein Ende des Konflikts zwischen der Regierung und den fünf oppositionellen Provinzen ab. Vertreter beider Lager einigten sich nach eigenen Angaben nach siebenstündigen Marathon-Verhandlungen auf einen Text, mit dem sie ein Ende der Gewalt besiegeln wollten. "Wir kommen voran", sagte der Sprecher der oppositionellen Regionen, Mario Cossío. Die bolivianische Regierung erklärte, die Unterzeichnung des Dokuments stehe bevor. Präsident Evo Morales wollte auf einem Krisengipfel in Chile mit anderen Staatschefs über die Beilegung des Konflikts beraten. Die Nachbar-Staaten Boliviens stärkten ihm den Rücken.

"Ziviler Staatsstreich"
Morales führte bei seiner Ankunft auf dem Flughafen in Santiago de Chile am Montag an, die Präfekten der oppositionellen Provinzen Santa Cruz, Pando, Beni, Chuquisaca und Tarija planten einen "zivilen Staatsstreich" gegen ihn. Sie wollten die ärmsten Teile des Landes sowie die indianische Bevölkerung "vernichten".

In Chile wollten die zwölf Mitglieder der Union der südamerikanischen Nationen (UNASUR) auf Einladung der chilenischen Präsidentin Michelle Bachelet über eine Beilegung des Konflikts in dem Andenland beraten. Der Krisengipfel im Präsidentenpalast La Moneda in Santiago de Chile war für 15.00 Uhr Ortszeit (21.00 Uhr MESZ) angesetzt. Der im Mai gegründeten UNASUR gehören Argentinien, Bolivien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Ecuador, Französisch-Guyana, Paraguay, Peru, Surinam, Uruguay und Venezuela an. Bachelet, deren Land derzeit den UNASUR-Vorsitz innehat, hatte den Sondergipfel am Samstag einberufen.

Unruhen fordern 18 Tote
Im Vorfeld des Gipfels schlug Chile auch vor, eine Mission der UNASUR oder der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) zur Beendigung der Gewalt nach Bolivien zu entsenden. Bei den vor einer Woche ausgebrochenen Ausschreitungen zwischen Regierungsanhängern und Vertretern der oppositionellen Provinzen waren in Pando mindestens 18 Menschen ums Leben gekommen, Hunderte wurden verletzt. Wegen anhaltender Gewalt und Plünderungen durch rechtsgerichtete Gruppen hatte die Zentralregierung für Pando den Ausnahmezustand verhängt.

Morales strebt eine Verfassungsreform an, die den armen Regionen mit indianischer Bevölkerungsmehrheit eine größere Teilhabe an den Ressourcen des Landes sichern soll. Die Präfekten der wohlhabenden Regionen, in denen viele Nachfahren europäischer Einwanderer leben, fordern dagegen, ihren Departamentos 30 Prozent der Steuereinnahmen aus der Erdgas- und Erdölförderung zu überlassen, mit denen der Zentralstaat bisher eine Rente finanziert.

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