Schmäleres Gesicht, kein Vollbart, keine Brille: So sieht Radovan Karadzic nach seiner Verhaftung aus. Heute steht er in Den Haag vor dem Kadi.
Eigentlich hat man ihn sich ja so vorgestellt, kennt man die Fahndungsbilder nach dem Kriegsverbrecher vom jugoslawischen Bürgerkrieg. Nur runder hat man ihn in Erinnerung. Jetzt ist das erste Foto von Karadciz nach seiner spektakulären Verhaftung aufgetaucht.
Karadzic, wie wir ihn kennen: graues, widerborstiges Haar, rundes Gesicht, keine Brille, kein Bart:

Der Kriegsverbrecher in seiner Tarnung als Alternativheiler: Rauschebart, Brille, langes Haar.

Und so sieht Karadzic heute aus: schütteres, graues Haar, Kurzhaarschnitt, schmales Gesicht, der Bart ist ab.

Der mutmaßliche Kriegsverbrecher Radovan Karadzic (63) war in der Nacht auf Mittwoch an das UNO-Tribunal in Den Haag überstellt worden. Er wurde im Gefängnis des internationalen Kriegsverbrechertribunals in Scheveningen bei Den Haag inhaftiert.
Heute wird er zum ersten Mal vor einem Richter des UNO-Tribunals in Den Haag stehen. Diese nach den Regeln des Tribunals vorgeschriebene erste Anhörung ist für 16.00 Uhr angesetzt. Die Anhörung wird vom niederländischen Richter Alphons Orie geleitet.
Einspruch Karadzic` wurde nie abgeschickt
Karadzic hatte
versucht, seine Überstellung mit juristischen Winkelzügen hinauszuzögern.
Verzögerungs-Taktik ging nicht auf
Allerdings räumte sein
Anwalt am Mittwoch ein, dass der Einspruch gegen die Überstellung, um den er
in den vergangenen Tagen ein großes Geheimnis gemacht hatte, nie abgeschickt
wurde. "Das war das einzige Mittel, um seine Abreise aus Serbien zu
verzögern", sagte Svetozar Vujacic dem Belgrader Fernsehsender
B-92. Die Familie Karadzic hat am Mittwoch ihre Ausweispapiere
zurückbekommen. Der Frau von Karadzic, die in der Nähe von Sarajevo lebt,
seinem Sohn, seiner Tochter und seinem Schwiegersohn waren die Dokumente
Anfang des Jahres entzogen worden. Sie standen im Verdacht, Karadzic bei
seiner Flucht vor den Behörden zu helfen.
Hier klicken: So lautet die Anklage gegen Karadzic
Chefankläger zeigt sich zufrieden
Der Chefankläger des
Haager Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien, Serge
Brammertz, hat die Festnahme als "wichtigen Erfolg" bei der
Kooperation Serbiens mit dem UNO-Gericht bezeichnet. Brammertz äußerte am
Mittwoch in Den Haag vor Journalisten, wenige Stunden nachdem Karadzic an
das UNO-Tribunalsgefängnis im niederländischen Scheveningen überstellt
worden war. Auch die EU begrüßte die Auslieferung. Gleichzeitig folgte der
Appell an Belgrad, die noch flüchtigen Ratko Mladic und Goran Hadzic zu
fassen und ebenfalls an Den Haag auszuliefern.
Eine Anwaltsgruppe von der griechischen Insel Kreta ist bereit, die Verteidigung von Karadzic vor dem UNO-Tribunal für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien (ICTY) zu übernehmen. Wie der Leiter eines Anwaltsverbandes in der Inselstadt Hani, Dimitris Pondikakis, mitteilte, sollen Karadzic fünf Anwälte zugeteilt werden, die ihn kostenlos verteidigen würden, berichteten serbische Medien.