Nach einer Woche der Blockade räumen die Demonstranten den Airport. Die erste Maschine ist bereits gelandet.
Nach dem Ende der Blockade des wichtigsten Flughafens in Thailand ist dort am Mittwoch erstmals wieder ein Passagierflugzeug gelandet. Stunden vorher waren die letzten der zeitweise mehr als 10.000 Demonstranten vom internationalen Airport Suvarnabhumi abgezogen. Die Regierungsgegner hatten eine Woche lang den Flugbetrieb lahmgelegt, so dass Hunderttausende nicht abfliegen konnten. Nach der Entmachtung der bisherigen Regierung durch das Verfassungsgericht wird das thailändische Parlament voraussichtlich Anfang kommender Woche einen neuen Premier wählen.
Sonderflüge nach Europa - AUA fliegt Bangkok an
Die
Maschine der heimischen Fluggesellschaft Thai Airways brachte 351 Passagiere
aus Phuket nach Bangkok. Thai Airways wollte vom internationalen Flughafen
aus am Mittwoch auch zu sechs Sonderflügen unter anderem nach Frankfurt und
Kopenhagen starten. Der reguläre Betrieb soll aber erst ab Freitag
schrittweise wieder aufgenommen werden. Die AUA fliegt wird am Mittwoch
Abend zum letzten Mal vom Militärflughafen Utaphao starten. Der Flug von
Thailand nach Wien wird noch von dort weggehen, der Flug nach Thailand
(Abflug 23.20 Uhr) aber bereits in Bangkok landen, sagte Airline-Sprecher
Michael Braun.
Die Demonstranten beendeten ihre Aktion, nachdem ihr Hauptziel, der Sturz der Regierung, am Dienstag erreicht worden war. Das Verfassungsgericht löste die regierende Partei der Volksmacht (PPP) wegen Wahlbetrugs auf und erzwang damit die Entlassung von Regierungschef Somchai Wongsawat, der gemeinsam mit 59 Parteigängern für fünf Jahre vom politischen Leben ausgeschlossen wurde.
Lage in Thailand bleibt undurchsichtig
Die politische Zukunft
Thailands blieb aber zunächst ungewiss: Dutzende der rund 230 Abgeordneten
der aufgelösten PPP haben die neue Partei Puea Thai (Für Thais) gegründet
und wollen nächste Woche aus ihren Reihen einen neuen Regierungschef wählen.
Aussichtsreicher Anwärter ist der frühere Innenminister und bisherige
Gesundheitsminister Chalerm Yubamrung, ein enger Vertrauter des vor zwei
Jahren gestürzten und im Exil lebenden Regierungschefs Thaksin Shinawatra,
dem massive Korruption vorgeworfen wird. Schon jetzt hatte sich die
Anti-Regierungsprotest der außerparlamentarischen Volksallianz für
Demokratie (PAD) gegen Somchai gewandt, weil er als Marionette Thaksin
betrachtet wurde.
Der Anführer der Demonstranten und Gründer der PAD, Sondhi Limthongkul, drohte neue Protestaktionen an, wenn das Parlament einen Thaksin-Vertrauten wähle. Als weitere Anwärter für das Ministerpräsidenten-Amt wurden in der "Bangkok Post" Ex-Vizepremier Mingkwan Sangsuwan und Verkehrsminister Santi Promphat genannt. Übergangs-Ministerpräsident Chaowarat Chandeerakul teilte am Mittwoch mit, er gehe davon aus, dass die Abgeordneten am Montag oder Dienstag kommender Woche bei einer außerordentlichen Sitzung den Nachfolger von Somchai bestimmen würden. Während hinter Thaksin und der PPP die armen Massen stehen, wird die PAD von den von Thaksin in den Hintergrund gedrängten einst einflussreichen, königstreuen Familien Bangkoks gestützt.
Schaden so groß wie Tsunami und SARS zusammen
Thailands
Wirtschaft leidet massiv unter den jüngsten Unruhen. In den thailändischen
Zeitungen werde davon gesprochen, dass der finanzielle Schaden "so
schlimm ist, wie der Tsunami und SARS zusammen", sagte der
österreichische Handelsdelegierte in Bangkok, Gustav Gressel. Von den Folgen
der Unruhen seien nicht nur der Tourismus, sondern auch die Exportwirtschaft
betroffen.
Die Unternehmer seien "sehr froh", dass sich die Lage normalisiert habe, sagte Gressel. Denn zahlreiche thailändische Güter werden mit dem Flieger außer Landes gebracht. Wegen der Flughafen-Blockade habe es Probleme gegeben, Orchideen, Shrimps oder tropische Früchte zu transportieren, so der Handelsdelegierte. Beim Export von Reis hingegen seien keine Zwischenfälle aufgetreten, da dieser per Schiff außer Landes gebracht werde. Auch die österreichischen Unternehmen, die in Thailand angesiedelt sind, "haben Probleme bekommen", sagte Gressel.
350.000 Touristen saßen fest
Mehr als 350.000 Reisende
saßen wegen der Blockaden zeitweise in Bangkok fest, sie sollen zunächst
teils weiter über die für den kommerziellen Verkehr geöffnete Militärbasis
Utaphao ausgeflogen werden. Thai Airways kündigte eine Schadenersatzklage
gegen die PAD-Anführer an. Sie macht Verluste von 20 Milliarden Baht (rund
450 Millionen Euro) durch die Flughafenblockaden geltend. Die thailändische
Handelskammer schätzt den Schaden durch ausgefallene Exporte auf täglich 68
Millionen Euro. Auch vom Inlandsflughafen Don Mueang zogen die Demonstranten
ab.
Foto: (c) Reuters