Del-Ponte-Sprecherin

Großmächte ließen Mladic und Karadzic laufen

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Neues Buch der Ex-Sprecherin von UN-Chefanklägerin Del Ponte: Großmächte wollten Prozess verhindern.

Frankreich, die USA, Großbritannien und Russland sollen die mutmaßlichen serbischen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic und Ratko Mladic bewusst laufen gelassen haben. Das behauptet die frühere Sprecherin der UNO-Chefanklägerin Carla Del Ponte, Florence Hartmann, in einem am heutigen Montag erschienen Buch mit dem Titel "Friede und Bestrafung" ("Paix et Châtiment"/Verlag Flammarion) laut der französischen Tageszeitung "Le Monde".

Untätig geblieben
Diese Mächte hätten so gehandelt, um einen Prozess zu verhindern, bei dem zu Tage gekommen wäre, dass sie bereits vor 1995 über die Pläne des früheren jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic, der den Konflikt auf dem Balkan angezündet habe, bescheid wussten, schreibt Hartmann. Sie seien untätig geblieben und hätten mit allen Beteiligten verhandelt, berichtet die frühere "Le Monde"-Journalistin, die von 2000 bis 2006 Sprecherin Del Pontes war. Hartmann beruft sich darauf, Zeugin von Gesprächen und strategischen Beratungen gewesen zu sein.

Bevölkerung geopfert?
Das Büro von Jacques Chirac erinnerte in einer Reaktion an das öffentliche Engagement des früheren französischen Staatspräsidenten, um die Flüchtigen zu fangen. Das Außenministerium im Paris nannte die die Anschuldigungen grundlos. Frankreich habe stets das Haager Tribunal unterstützt, sagte ein Sprecher. Karadzic und Mladic seien nicht an das Tribunal überstellt worden, um die Erinnerung an die "unredlichen Entscheidungen der großen westlichen Demokratien" nicht wieder aufleben zu lassen. Diese hätten die Bevölkerung von Srebrenica geopfert, indem sie sie bewusst ihren Foltern überlassen und den Überlebenden ihr Land und die Gerechtigkeit genommen hätten, schrieb Hartmann.

Aufenthaltsorte waren bekannt
Nach Abschluss des Dayton-Abkommens am 14. Dezember 1995 hätten die Großmächte sehr oft die Aufenthaltsorte von Karadzic und Mladic gekannt. Karadzic habe unter den Augen der NATO und mit finanzieller Hilfe aus Belgrad in Bosnien gelebt. Ein französischer Offizier, Hervé Gourmelon, habe sich regelmäßig mit ihm in Pale getroffen, um ihn zur Aufgabe zu überreden. Im Mai 1997 hätten die Großmächte seine Festnahme erörtert, doch sei nichts geschehen.

Mittschnitte versteckt
Das Haager Tribunal habe, so Hartmann, festgestellt, dass Mladic ganz offen in Bosnien und danach, ab 1997 in Serbien gelebt habe. Er sei in Restaurants und zu Fußballmatches gegangen, zweimal im Spital in Belgrad gewesen (2001 und 2002) und habe eine staatliche Pension bezogen. Das Haager Tribunal habe sogar seine genaue Adresse gekannt und an die CIA übermittelt, ohne dass dies jedoch Folge gehabt hätte.

Während des Milosevic-Prozesses hätten der frühere Ankläger des Haager UNO-Tribunals, Geoffrey Nice, und andere britische und amerikanische Experten verlangt, eine Anklage wegen des Srebrenica-Massakers gegen den Ex-Präsidenten fallen zu lassen. Die USA hätten zudem Telefonmitschnitte versteckt, die seine direkte Verwicklung darin bewiesen hätten, behauptet Hartmann.

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