Die deutschen Innenminister von Bund und Ländern verschärfen ihren Kurs gegen die Organisation Scientology und die rechtsextreme NPD.
Beide Organisationen verfolgten verfassungsfeindliche Ziele, teilten die Minister nach zweitägigen Beratungen am Freitag in Berlin mit. Die Chancen für ein Scientology-Verbot würden geprüft. Zunächst sollen die Verfassungsschutzbehörden von Bund und Länder alle verfügbaren Informationen zu der Organisation sammeln, wie der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Berlins Innensenator Ehrhart Körting, sagte.
Scientology "hundsgewöhnliche Kriminalität"
Im
kommenden Jahr werde auf der Basis entschieden, ob der Bund ein
vereinsrechtliches Ermittlungsverfahren einleitet, sagte Baden-Württembergs
Innenminister Heribert Rech. Schleswig-Holsteins Innenminister Ralf Stegner
sagte, Scientology stehe für "hundsgewöhnliche Kriminalität". Menschen
würden teils hoch-kriminell in Abhängigkeit getrieben.
Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble sagte, nach derzeitigem Stand lägen die Voraussetzungen für ein Verbot noch nicht vor. Die Organisation, die sich als Kirche versteht, bemängelte, die Innenminister hätten die zahlreichen bestehenden Untersuchungen wohl nicht wahrgenommen.
NPD-nahe Organisationen ohne staatliche Förderungen
Ein
neues NPD-Verbotsverfahren gebe es vorerst nicht, da die Union nicht an
einen Erfolg glaube, sagte Körting. NPD-nahe Organisationen sollten aber
keine staatliche Förderung bekommen. Spenden an sie dürften nicht abgesetzt
werden können. Dies sei "ein Nebenkriegsschauplatz", räumte Körting ein.
Ein erster Versuch, die NPD (Nationaldemokratische Partei Deutschlands) zu verbieten, war vor einigen Jahren vor dem für Parteiverbote zuständigen deutschen Bundesverfassungsgericht gescheitert. Während des Verfahrens war nämlich bekanntgeworden, dass der Verfassungsschutz (Inlandsgeheimdienst) Verbindungsleute in die NPD eingeschleust hatte. Das Verbotsverfahren wurde im März 2003 eingestellt, weil nicht festgestellt werden konnte, inwieweit diese V-Leute die Parteistruktur der NPD beeinflusst hatten.