Brown fordert neue Sanktionen gegen Teheran.
Der Iran lässt seine Muskeln spielen: Die Streitkräfte haben nach eigenen Angaben erfolgreich eine modernisierte Version ihrer Mittelstreckenrakete Sejil-2 getestet. Die Rakete könne aufgrund ihrer hohen Geschwindigkeit "unmöglich zerstört werden", da sie nicht vom Radar geortet werden könne, sagte Verteidigungsminister General Ahmad Vahidi am Mittwoch im Staatsfernsehen. Die Boden-Boden-Rakete hat eine Reichweite von knapp 2000 Kilometern und kann damit Ziele in Israel und Südosteuropa sowie US-Stellungen in der Golfregion erreichen.
"Starke Abschreckung"
Bei Sejil 2 handelt es sich um
eine Rakete mit festem Treibstoff, was ihr laut Experten mehr Präzision
garantiert als vergleichbaren Raketen mit flüssigem Treibstoff wie etwa der
älteren iranischen Shahab-3. Außerdem kann sie im Voraus betankt und zu
versteckten Silos gebracht werden. General Vahidi bezeichnete die Rakete als
"starke Abschreckung".
Schon seit längerem bemüht sich die iranische Führung vor dem Hintergrund des schwelenden Atomkonflikts mit dem Westen zu beweisen, dass sie bei einem eventuellen Angriff der USA oder Israels auf iranische Nuklearanlagen mit einem Vergeltungsschlag reagieren kann. Der Westen und Israel argwöhnen, dass der Iran eine Atombombe bauen will. Die Führung in Teheran verneint dies und erklärt, ihr gehe es um die zivile Nutzung der Atomenergie.
Modernes Navigationssystem
Es war der dritte Test der
Raketenreihe seit Mai. Die iranische Führung hat die "Sejil" als Durchbruch
bezeichnet, da die Rakete ein weitaus modernes Navigationssystem besitzt als
die Vorgängermodelle. Der Name "Sejil" bedeutet "gebrannter Ton". Er bezieht
sich auf eine Geschichte im Koran, in der von Allah gesandte Vögel Angreifer
von der heiligen Stadt Mekka vertrieben, indem sie Steine aus gebranntem Ton
auf die Feinde warfen.
Der britische Premierminister Gordon Brown zeigte sich in einer ersten Reaktion "ernsthaft besorgt" über den iranischen Raketentest. Dies sei eine Bestätigung dafür, dass die internationale Gemeinschaft neue Sanktionen gegen Teheran verhängen müsse, erklärte Brown. Die Internationale Atomenergiebehörde hatte den Iran Ende November für sein Verhalten im Atomstreit verurteilt.
Festnahme von Moussavi droht
Der oberste geistliche Führer
Ayatollah Ali Khamenei hatte am vergangenen Wochenende eine scharfe Warnung
an die Oppositionsführer gerichtet. Sie würden die Feinde des Iran
ermutigen, das islamische Regierungssystem zu untergraben. Der iranischen
Justiz liegen nach eigenen Angaben Beweise vor, dass Oppositionsführer nach
der umstrittenen Präsidentenwahl zu Unruhen angestachelt haben. "Wir haben
genügend Beweise im Hinblick auf die Anführer dieses Komplotts gegen das
System", zitierte die amtliche Nachrichtenagentur IRNA den Chef der
Justizverwaltung, Sadegh Larijani, am Mittwoch. In den vergangenen Tagen
hieß es auf Internet-Seiten der Opposition, möglicherweise stehe die
Festnahme des unterlegenen Präsidentschaftskandidaten Mir-Hossein Moussavi
bevor.
Nach der Präsidentenwahl im Juni war Amtsinhaber Mahmoud Ahmadinejad trotz Vorwürfen der Wahlfälschung zum Sieger erklärt worden. Daraufhin kam es zur schlimmsten Gewalt seit der islamischen Revolution vor 30 Jahren. Angaben über die Zahl der Toten schwanken zwischen mehr als 70 und etwa halb so vielen. Tausende Menschen wurden festgenommen, fünf von ihnen zum Tode verurteilt.