Umfrage:

Kluft zwischen Westen und Moslems

Teilen

Beide Seiten betrachten die Beziehungen als schlecht. In Deutschland sieht das Verhältnis besonders negativ aus.

Das Misstrauen zwischen der moslemischen Welt und dem Westen sitzt tief. Moslems halten insbesondere die Menschen aus den USA und Europa für selbstsüchtig, unmoralisch und habgierig, wie aus einer kürzlich veröffentlichten Umfrage des US-Forschungszentrums Pew hervorgeht. Die Bürger der USA und Europas ihrerseits betrachten Moslems häufig als gewalttätig, intolerant oder fanatisch. In Deutschland ist das Misstrauen der Erhebung zufolge besonders groß.

Gegenseitige Schuldzuweisungen
In allen 13 befragten Ländern erklärte eine deutliche Mehrheit, dass die Beziehungen zwischen den Moslemen und dem Westen schlecht seien. Am stärksten ist dieses Gefühl in Deutschland, wo 70 Prozent dieser Ansicht waren. In Frankreich äußerten sich 66 Prozent in diesem Sinne, in den USA 55 Prozent. Dabei weist jede Seite der anderen die Schuld für das schlechte Verhältnis zu.

"In den westlichen Ländern werden die Moslems verantwortlich gemacht, in den moslemischen Ländern und unter den Moslems in Europa wird den Bürgern des Westens die Schuld gegeben", resümiert Pew-Direktor Andrew Kohut. Dies gilt etwa für den Karikaturenstreit vom vergangenen Frühjahr. Hier machen 62 Prozent der Deutschen moslemische Intoleranz für die Eskalation verantwortlich. 71 Prozent der Moslems in Deutschland sehen die Schuld im mangelnden Respekt des Westens für den Islam.

In Deutschland und Spanien ist eine deutliche Mehrheit (70 beziehungsweise 58 Prozent) zudem der Ansicht, es gebe einen grundsätzlichen Widerspruch zwischen dem Leben eines gläubigen Moslems und dem einer modernen westlichen Gesellschaft. So meinten 73 Prozent der 902 befragten Deutschen, darunter 413 Moslems, dass es den moslemischen Ländern wirtschaftlich besser gehen würde, wenn sie moderner eingestellt wären. Die moslemischen Minderheiten in westlichen Ländern sehen indessen keinen grundsätzlichen Widerspruch zwischen den beiden Lebensweisen. Nur 36 Prozent der Moslems in Deutschland und nur 25 Prozent derjenigen in Spanien teilten die Ansicht der Mehrheitsbevölkerung.

Während die meisten Moslems in Europa eine grundsätzliche positive Einstellung zu westlichen Christen haben, gilt dies umgekehrt nur eingeschränkt. 91 Prozent der Moslems in Frankreich, 82 Prozent der spanischen, 71 Prozent der britischen und 69 Prozent der deutschen Moslems nannten ihre Einstellung zu Christen positiv. 80 Prozent der Moslems in Deutschland und 76 Prozent ihrer Glaubensbrüder in Frankreich halten auch die Perspektiven für eine Demokratie in der islamischen Welt für gut. Unter den befragten Deutschen waren nur 42 Prozent dieser Ansicht.

Skeptische Deutsche
Eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber Moslems haben 36 Prozent der Deutschen und sogar nur 29 Prozent der Spanier. In Frankreich sind es hingegen 65 Prozent, in Großbritannien 61 Prozent, in den USA 54 Prozent. 93 Prozent der Deutschen zeigten sich zudem grundsätzlich besorgt über einen wachsenden Extremismus in der islamischen Welt.

Die Studie ergab ferner, dass eine deutliche Mehrheit in Indonesien (65 Prozent), der Türkei und Ägypten (jeweils 59 Prozent) sowie in Jordanien (53 Prozent) nicht davon ausgeht, dass die Anschläge vom 11. September 2001 in den USA von Arabern begangen wurden. Dieser Ansicht sind auch 66 Prozent der britischen Moslems sowie 44 Prozent der Moslems in Deutschland.

Deutlich gefallen ist in vielen moslemischen Länder das Vertrauen in Al-Kaida-Führer Osama bin Laden. In Jordanien stehen nur noch 24 Prozent hinter ihm - nach 60 Prozent vor einem Jahr. In Pakistan sind es aber noch 38 Prozent und im moslemischen Teil Nigerias sogar 61 Prozent.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.