Migration

Millionen suchen neue Heimat

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Armut, Krieg, Naturkatastrophen: Weltweit haben derzeit fast 200 Millionen Menschen ihre Ursprungsländer verlassen.

Sie suchen ihr Glück in der Fremde. Weltweit sind es derzeit etwa 195 Millionen Menschen, die nach Schätzungen der "Internationalen Organisation für Migration" (IOM) in Genf ihre Heimat verlassen haben. Armut, Krieg und Naturkatastrophen gehören zu den häufigsten Gründen für die Migration, wie IOM-Sprecherin Jemini Pandya erläutert. " Und die Wanderungsbewegung betrifft mittlerweile alle Regionen der Welt" . Mit dieser Problematik befasst sich diese Woche auch eine hochrangige Konferenz am Sitz der Vereinten Nationen in New York.

Dort kommen am Donnerstag und Freitag Minister und Experten aus 120 Ländern zusammen, um Strategien zu entwickeln, die den Nutzen der Migration für die Entwicklung aller beteiligten Länder maximieren und Nachteile weiter abbauen. UN-Generalsekretär Kofi Annan gab folgende Losung für die erste Konferenz dieser Art aus: "Jeder von uns hält ein Teil des Migrations-Puzzles in der Hand, keiner kennt das Gesamtbild. Es ist an der Zeit, dass wir unsere Teile zum Ganzen zusammenfügen."

Menschenrecht Bewegungsfreiheit
Der Ansturm illegaler Einwanderung, wie sie jetzt die Kanarischen Inseln oder immer wieder auch die italienische Insel Lampedusa erleben, ist nur ein Teil der Frage, warum so viele Menschen mehr oder weniger freiwillig ihre Heimat verlassen. " Die Bewegungsfreiheit ist ein Menschenrecht", betont Pandya. Dies werde oft bei der Diskussion um Asylsuchende vergessen.

Manche Volkswirtschaften haben von der Migration stark profitiert wie etwa die Schweiz. Ohne Einwanderer könnte sie ihren hohen Standard nicht halten. Auch das Problem der Überalterung der Gesellschaften besonders in hoch entwickelten Industriestaaten wird teils durch Einwanderer abgefedert. Arbeitskräfte aus anderen Ländern werden nicht nur für die so genannten niedrigeren und somit schlecht bezahlten Arbeiten eingesetzt. "Es sind die Spezialisten, die sogar - wie in Deutschland - mit hohen Zusatzkosten ins Land geholt werden. Man wird auch auf deren Kindern angewiesen sein" , sagt ein IOM- Experte.

Überweisungen als Existenzfrage
Im jüngsten UN-Weltbevölkerungsbericht wird auch darauf verwiesen, dass Migranten über 230 Milliarden Dollar (181 Mrd Euro) in jedem Jahr in ihre Heimatländer überweisen. "Manche Staaten in Afrika oder etwa Kuba wären in ihrer Existenz bedroht, wenn die Überweisungen ausfielen", heißt es bei der IOM.

Die Organisation, in der 116 Staaten Mitglied sind, unterstützt einzelne Länder bei der Integration der Einwanderer. Sie hilft aber auch denjenigen, die zurückkehren müssen oder wollen, sowie Flüchtlingen und Vertriebenen und deren Neuansiedlung in Drittländern, die sich zur ihrer Aufnahme bereit erklärt haben.

Bei der IOM wird ein Konflikt zwischen Erfüllung des Rechtes auf Bewegungsfreiheit und dem Kampf gegen den Terrorismus gesehen. "Mit dem Kampf gegen den internationalen Terrorismus wurden gleichzeitig die Einwanderungsgesetze, wie etwa in den USA, verschärft", schreibt die IOM in einem Erfahrungsbericht. "Das greift auf alle Migrationsfragen über und beeinflusst auch Kosten und Nutzen der Migration sowie die Beziehungen zwischen den Regierungen."

"Schon bisher wurde mehr Wert auf den freien Fluss von Kapital und Gütern als auf die Bewegungsfreiheit von Menschen gelegt", bedauert Pandya. Dieser Trend sei noch lange nicht gebrochen. Und der Chef der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit, Walter Fust, bemerkt: "Gerade bei der Integration der Migranten besteht großer Handlungsbedarf."

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